Eigentlich wollten sich die Altenessener nach dem Abstieg aus der Landesliga wieder vorsichtig nach oben orientieren. Zumindest ein Platz unter den Top vier sollte es werden. Doch plötzlich und unerwartet meldeten sich Marcus Michels, Marco Kraft und Mohammed Bouazza ab. Für den Coach ein echter Nackenschlag, ihr Abgang ist gleichbedeutend mit dem Verlust sportlicher Substanz. "Ich bin stinksauer", schnaubt Erlebach, "es ist ja nicht so, dass ich jemandem Steine in den Weg legen würde, wenn er sagt: 'Pass mal auf, ich hab' da eine Chance und würde die gern nutzen'." Alle drei Spieler hätten ihm aber zuvor bereits für die kommende Saison zugesagt. "Wenn ich das Wort habe, besitzt das für mich eigentlich einen gewissen Wert."
Der Transfermarkt ist nun jedoch ohnehin geschlossen, der Trainer muss mit den vorhandenen Spielern planen - und kalkuliert daher eine Etage tiefer: "Das ursprüngliche Ziel ist jetzt unrealistisch. Ich denke aber, dass wir einen einstelligen Tabellenplatz erreichen können." Was die Prognosen für die anstehende Spielzeit zusätzlich erschwert: Die Liga gleicht einer Rechnung voller Unbekannter. Konnte man die Essener Teams noch einschätzen, fällt es bei den Stadtnachbarn ungleich schwerer: "Ich habe zwar mal ein Jahr in Bottrop gespielt, aber das ist auch schon zu lange her. Die Informationen hole ich mir also über Kollegen oder eben das Internet."
Im Gegensatz zu manch anderem Trainer muss sich Erlebach aber zumindest keine Sorgen um höhere Benzinkosten machen. Schließlich seien die Sportfreunde im nördlichsten Zipfel Essens ansässig, gibt er zu bedenken. "Das sind auf der A42 nur zwei Abfahrten. Das ist mir allemal lieber, als durch ganz Essen zu fahren. Außerdem finde ich es auch interessant, mal gegen Clubs aus anderen Städten anzutreten."
Insofern dürfte ihm die Landesliga ja eigentlich noch mehr zusagen. Wen wundert es also, dass die "18er" die Rückkehr in die siebthöchste Spielklasse als mittelfristiges Ziel anvisieren. Das kommende Jahr gelte jedoch erst einmal der Konsolidierung. "Wir wollen uns jetzt erstmal wieder neu aufstellen. Im letzten Jahr hatten wir einen Alters-Durchschnitt von 21,5 Jahren. Die Jungs sollen sich erstmal entwickeln. Das ist wie in der Berufswelt, man erwartet immer 20 Jahre alte Leute mit zehn Jahren Berufserfahrung, aber das gibt es eben nicht."
Das Potenzial will Erlebach dem Kader dennoch nicht absprechen, ganz im Gegenteil: 2010 soll der Club wieder das ein oder andere Wort im Aufstiegskampf mitreden. Vorausgesetzt, die Spieler, mit denen der Trainer plant, sind dann noch an Bord.