„Wir haben in den letzten Minuten noch ein Remis geholt. Dennoch war es unser schlechtestes Spiel in den vergangenen Wochen." Bei der Analyse des 3:3-Unentschiedens stellt der Übungsleiter mit erstaunen fest: „In der Regel hat uns immer unsere Defensive stark gemacht. Doch vor allem gegen Lirich war es unsere „Abteilung Attacke“, die uns im Match gehalten hat.“ Zeit also die Sturmreihe der Wanheimer etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
Ist von der derzeitigen Form seiner Offensiv-Kräfte begeistert: 1900-Coach Michael Roß
„Eigentlich waren wir zum Beginn der laufenden Runde im Sturm sehr gut aufgestellt“, stellt Familienvater Roß rückblickend auf den letzten Sommer fest. Doch die sprachliche Einschränkung hat seinen Grund. Das Glück im Angriff sollte nicht lange wehren. Die Saison hatte gerade einmal Fahrt aufgenommen, da riss bei Hakan Karabel, Sturmhoffnung am Honnenpfad, das Kreuzband. Ein herber Rückschlag für die Elf, auch wenn der türkische Angreifer, so betont es der Coach, „nie der typische Knipser war."
So avancierte in der ersten Halbserie vor allem Abwehrmann Daniel Müller zum besten Goalgetter des Klubs. Die etatmäßigen Angreifer Manuel Buchholz und Denis Börner brachten es zusammen gerade einmal auf sieben Buden, ein Treffer weniger als ihr defensiver Mannschaftskollege Müller. Als die Serie in die Winterpause ging, standen die 1900er auf dem sechsten Tabellenrang. 26 Tore standen zu Buche. Die jetzigen Aufstiegskonkurrenten der Gelb-Schwarzen, Union Mülheim (34 Tore) und Preußen Duisburg (36 Tore), hatten da in punkto Treffsicherheit schon mehr zu bieten. Der SC BW-Oberhausen Lirich traf bis dato gar 45 Mal ins gegnerischen Gehäuse.
Geben derzeit vollgas: Sergio Pinto Cruz (l.) und Hüseyin Murat (r.)
„Keine Frage, zur Winterpause bestand akuter Handlungsbedarf bei uns“, räumt Roß ein. Was folgte war die Verpflichtung von Hüseyin Murat und die brachte die Wende. Der technisch starke Kicker, der von den Hamborner Löwen in die Bezirksliga wechselte, war genau das, was der Elf bis dahin fehlte: Ein echter Goalgetter. Zehn Treffer hat die dribbel- und abschlussstarke Sturmspitze bislang erzielt. Eine Marke, die sich durchaus sehen lassen kann. „Die Mannschaft profitiert ungemein von Hüseyin“, lässt Roß seiner winterlichen Neuverpflichtung eine besondere Stellung innerhalb des Teams zukommen, betont aber auch: „Umgekehrt profitiert er natürlich auch vom wesentlich besser gewordenen Offensiv-Spiel der gesamten Elf.“
Gemeint sind damit wohl vor allem die beiden Flügelflitzer des potentiellen Aufsteigers. Sergio Pinto Cruz, der über die linke Seite für Betrieb im gegnerischen Strafraum sorgt, hat sein Trefferkonto in den letzten Wochen auf vier Treffer hochgeschraubt. Viel wichtiger als der Abschluss ist jedoch die Rolle des Vorbereiters, die der Portugiese vor allem in der Rückrunde vermehrt eingenommen hat. „Sergio ist derzeit super drauf“, freut sich sein „Chef“ über die Entwicklung eines Akteurs, der durchaus „als positiv Verrückter“ (Roß) zu bezeichnen ist.
Und auch auf der rechten Außenbahn steht mit Oliver Ivanaowski ein Mann auf dem Feld, der derzeit nur Lob von seinem direkten Vorgesetzten erhält: „Oli spielt als Rechtsfuß auf der linken Seite, ist ständig in Bewegung und sorgt permanent für Schweißperlen bei seinen Gegenspielern“. Der Lohn für soviel Einsatz sind fünf Saisontreffer. Anders als bei den Preußen, wo fast die Hälfte aller Tore von zwei Akteuren (Andy Lausberg und Oliver Bähr) erzielt wurden, trifft in Wanheim fast das ganze Kollektiv. Symptomatisch dafür steht der 1:0-Führungstreffer am vergangenen Wochenende in Oberhausen. Defensiv-Spezialist Müller traf da bereits zum neunten Mal.
Dennoch, ohne das magische Dreieck Murat, Cruz, Ivanowski, stände der SVW wohl immer noch auf dem sechsten Rang.