Bereits früh war ersichtlich, wie die Marschroute der Heimelf lauten würde: Es galt dem spielstarken Gast durch hohe Laufbereitschaft und Aggressivität in den Zweikämpfen den Schneid abzukaufen. Und das von Coach Bernd Krämer vorgegebene taktische Konzept wurde dann von der Mannschaft über die gesamte Spielzeit auch gut umgesetzt. „Heute haben alle richtig Gas gegeben, darauf lässt sich aufbauen“, zeigte sich Krämer trotz der Niederlage mit dem Engagement seiner Elf sehr zufrieden.
So fanden die Schweriner dann auch überhaupt nicht zu ihrem gewohnt schnellen Kombinationsspiel. Das lag aber nicht allein an der guten Einstellung der Heimelf, sondern auch die Gäste hatten heute sicher nicht ihren besten Tag erwischt und blieben über weite Strecken den Nachweis ihrer Klasse schuldig. Zur überraschenden Führung benötigten die Blau-Gelben dann auch die tatkräftige Unterstützung der Netter Hintermannschaft und des Unparteiischen. Ein an und für sich harmloser Freistoß von Manndecker Rafael Smija passierte die gesamte Netter Defensive. Christian Grond lauerte am langen Pfosten und markierte – allerdings aus stark abseitsverdächtiger Position - die 1:0-Führung für seine Farben (26.).
Doch auch die Führung sorgte nicht für mehr Spielkultur beim Gast, sondern die Begegnung lieferte weiterhin das gleich Bild: Viele Zweikämpfe, wenig spielerische Elemente und überhaupt keine Torgelegenheiten. So blieb es zur Pause bei der knappen Führung für die Gäste.
Auch nach dem Wechsel nichts Neues. Nette investierte mehr in die Begegnung, hatte aber nicht die fußballerische Klasse den Gegner ernsthaft in Gefahr zu bringen. Zwei harmlose Distanzschüsse von Jens Lehmann und Patrick Nowotny (47./52.) blieben die magere Ausbeute ihrer Offensivbemühungen. Gefährlicher wurde es vor dem Gehäuse der Netter. Im Anschluss an eine Ecke kam Bastian Fritsch völlig frei zum Kopfball, doch der heute sehr sichere Schlussmann Benedikt Plottki parierte den wuchtigen Kopfstoß großartig (65.). Aufregung dann in der 70. Minute. Krämer setzte alles auf eine Karte und brachte mit Knop, Weil und Zänker drei frische Offensivkräfte. Noch ohne jeglichen Ballkontakt ließ sich Dennis Zänker wenige Augenblicke nach seiner Einwechslung zu einer Tätlichkeit hinreißen und musste folgerichtig vorzeitig in die Kabine.
Doch auch in Unterzahl blieb die Heimmannschaft mindestens gleichwertig. Einziges Manko: Klare Torgelegenheiten blieben weiter Mangelware. „Wir hatten zwar nicht die ‚Hundertprozentigen’, aber von den Spielanteilen wäre ein Unentschieden sicher verdient gewesen“, bilanzierte Krämer hinterher. So kam es dann wie es kommen musste. Nach einer Thimm-Ecke entwischte Thomas Fojcik seinem Gegenspieler und markierte aus kürzester Distanz den 2:0-Endstand (85.). „Das war heute viel Kampf, viel Krampf – wenig Fußball. Nach dem Spielverlauf hätte ich auch gut mit einem Unentschieden leben können“, zollte Gäste-Coach Helmut Schulz der engagierten Leistung des Heimteams gerechtfertigten Respekt.