Frank Bosse zuckte ahnungslos mit den Schultern. "Ich weiß es wirklich nicht", entgegnete der Vereinsvorsitzende des Bezirksliga-Aufsteigers Rheinland Hamborn der Frage, wann seine Mannschaft zuletzt als Verlierer den Platz verlassen hat. Man mag es dem Funktionär verzeihen, denn die letzte Pleite liegt tatsächlich eine gefühlte Ewigkeit zurück. Genauer gesagt ist diese auf den 01. April 2012 datiert. Damals ging das Entscheidungsspiel gegen den 1. FC Hagenshof um den Aufstieg in die Kreisliga A mit 0:1 verloren. Seitdem haben die Duisburger alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Folgerichtig sprang dabei der Durchmarsch in die Bezirksliga heraus. Mit 158 Toren in 30 Spielen und 20 Punkten Vorsprung auf den Tabellenzweiten VfB Lohberg marschierte das Team von der Grillostraße mühelos durch die Kreisliga A.
"Die Spieler haben uns die Bude eingerannt"
Ein genauer Blick auf den Kader der Hamborner liefert eine schlüssige Erklärung für die Dominanz der Mannschaft von Trainer Meric Elgalp. Das Team ist gespickt mit Fußballern, die in Normalfall in der Kreisliga nichts verloren haben. Torjäger Bilal Kayaoglu, dem in der Saison 35 Treffer gelangen, hat bereits Erfahrungen in der Oberliga gesammelt. Auch Andrej Walter, dem als Sechser sensationelle 27 Tore gelangen, hat sein Können bereits bei höherklassigen Vereinen unter Beweis gestellt. "Wir haben in den letzten Jahren einige Topleute dazubekommen. Unsere Mannschaft besteht aus Freunden und Bekannten, die sich gesucht und gefunden haben", erklärt Bosse.
Obwohl zuletzt zahlreiche Vereine auf die Spieler der Grün-Weißen aufmerksam geworden sind, hat der Großteil des Teams dem Klub die Treue gehalten. Zudem konnte sich die sportliche Leitung den Luxus erlauben, gezielte Verstärkungen aus einer Vielzahl von Bewerbern auszuwählen, wie Bosse versichert: "Die Spieler haben uns die Bude eingerannt. Wir hatten rund 100 Bewerbungen vorliegen. Die Euphorie nach dem Doppelaufstieg ist wirklich sehr groß."
"Die Oberhausener Vereine sind schwächer"
Ob Rheinland Hamborn seinen imposanten Lauf auch in der Bezirksliga fortsetzen kann, steht auf einem anderen Blatt. Mit Hamborn 07, TuRa 88 Duisburg, Genc Osman Duisburg, Blau-Weiß Oberhausen oder dem Mülheimer SV warten in der Gruppe 6 gleich mehrere Hochkaräter, die mit hohen Ambitionen in die Saison gehen. Bosse grenzt den Favoritenkreis jedoch auf die Duisburger Teams ein. "Die Oberhausener Verein sind schwächer als die Klubs aus Duisburg. Für mich ist Hamborn 07 der klare Favorit, dahinter sehe ich einige andere Mannschaften aus Duisburg. Ich denke nicht, dass ein anderes Team da mithalten kann", meint der Vorsitzende des Aufsteigers, dessen Mannschaft gleich zum Auftakt auf Hamborn 07 trifft.
Bosse ist nach dem Doppelaufstieg bemüht, den Ball flach zu halten. Demnach wäre für ihn "ein einstelliger Tabellenplatz ein erfreuliches Ergebnis". Nichtsdestotrotz räumt der Rheinland-Boss ein, dass innerhalb der Mannschaft andere Ziele verfolgt werden. "Die Jungs wollen natürlich ganz oben angreifen. Das ist auch in Ordnung, denn die Mannschaft ist stark und der eine oder andere wird sich gegen uns umgucken. Allerdings wird es ganz hart, denn es warten dicke Brocken auf uns. Vielleicht wird die Truppe sich auch wieder daran gewöhnen müssen, ein Spiel zu verlieren."
Für die Unbesiegbaren von Rheinland Hamborn dürfte das wohl die schwerste Aufgabe werden, zumal sich selbst der Vorsitzende nicht an das Gefühl einer Niederlage erinnern kann.