Dabei handelte es sich um einen Alleingang des Vorsitzenden Günter Weirauch, der somit für einen beispiellosen Skandal sorgte.
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In einer offiziellen Stellungnahme auf der Vereinshomepage begründete Weirauch den Rückzug mit „andauernden gesundheitlichen Problemen“. Im Nachhinein sickerte jedoch durch, dass der freiwillige Abstieg einzig und allein finanzielle Hintergründe hatte. Der Tgd.-Boss wollte offenbar Personal- und Spielbetriebskosten für einen Neuanfang in der Kreisliga A einsparen. Gelder von Sponsoren und Mitgliedern hatte Weirauch im Vorfeld jedoch eingesammelt. „Die Vereinbarung galt für eine ganze Saison. Der Rückzug aus der Bezirksliga ist demnach ein Schlag ins Gesicht“, betonte der Sprecher eines betroffenen Unternehmens auf Nachfrage von RS.
"Wir haben ihn zu lange wurschteln lassen"
Mittlerweile sieht der Traditionsverein aus dem Essener Westen aber wieder Licht am Ende des Tunnels, denn die Mtglieder zeigten nach der Bankrotterklärung Flagge. In einer kurzfristig einberufenen Versammlung wurde der Entschluss gefasst, den langjährigen Vorsitzenden aufgrund seiner Machenschaften vor die Tür zu setzen. Am Donnerstag soll ein kommissarischer Fußball-Vorstand benannt werden, der das Ruder an der Haedenkampstraße herumreißen will. „Die Ära Weirauch ist beendet“, erklärt das langjährige Tgd.-Mitglied Jürgen Stürzenbecher. „Er wird dem Verein nur noch in beratender Funktion zur Verfügung stehen. Leider haben wir ihn zu lange wurschteln lassen. Diesen Fehler müssen wir uns alle eingestehen.“
Stürzenbecher ist seit 40 Jahren für die Turngemeinde aktiv, zuletzt betreute er die Alten Herren der Blau-Weißen. Aus beruflichen und privaten Gründen habe er in den letzten Jahren jedoch nicht die nötige Zeit gehabt, um an der Vorstandsarbeit mitzuwirken. Nach dem Skandal zum Jahreswechsel sah sich Stürzenbecher gezwungen, zu handeln. "Als ich von der Geschichte erfuhr, bin ich zunächst von einem Aprilscherz ausgegangen. Als ich dann noch hörte, welche Summen bei uns für Spieler ausgegeben wurden, bin ich vom Stuhl gefallen. Günter Weirauch hat viel für die Fußball-Abteilung gemacht, aber er hat letztlich alles alleine entschieden. So ging es nicht mehr weiter, deshalb haben wir im Verein alle Leute zusammengetrommelt", berichtet Stürzenbecher.
Rücktritt vom Bezirksliga-Rückzug geplant
Die Entmachtung Weirauchs könnte eine eine neue Euphoriewelle in Gang setzen. Auch ehemalige Mitglieder der Turngemeinde seien nun bereit, dem angeschlagenen Verein unter die Arme zu greifen, wie Stürzenbecher versichert. "Mich haben in den letzten Tagen sehr viele Leute aus anderen Vereinen angesprochen und mir mitgeteilt, dass sie uns helfen würden, wenn Weirauch weg ist. Es wäre schön, wenn das jetzt auch tatsächlich der Fall sein wird."
Als erste Amtshandlung will der neue Fußball-Vorstand der Turngemeinde einen Antrag beim Fußballverband Niederrhein stellen, um einen Rücktritt vom Bezirksliga-Rückzug zu erwirken. Laut Staffelleiter Clemens Lüning liege das Schicksal der ersten Mannschaft nun in den Händen des Verbands, wie Stürzenbecher versichert. „Sobald der Fußball-Vorstand gewählt ist, werden wir dem FVN den Antrag zukommen lassen. Ich hoffe, dass es noch klappt, denn wir wollen die Saison vernünftig zu Ende spielen. Unsere Spieler stehen Gewehr bei Fuß und wären bereit, weiterhin für uns zu spielen.“
Das bestätigte auch Tgd.-Spieler Yunus Bucuka, der kurz vor dem Rückzug zum Spielertrainer befördert wurde. Bis auf Said Attouch, der wohl zum Ligakonkurrenten VfB Frohnhausen wechseln wird, und Dominik Baruffolo (TuS 84/10) stünden alle Kicker für einen Neuanfang bereit. „Ich stehe in engem Kontakt mit den Jungs. Wenn es doch noch mit der Bezirksliga klappen sollte, wollen wir gemeinsam angreifen. Die Vorraussetzung war, dass Günther Weirauch sein Amt niederlegt. Das ist nun zum Glück geschehen“, sagt Bucuka.