Das bestätigten sowohl der Kreis 13 des Fußballverbandes Niederrhein als auch der Verein selbst in Person von Günter Weirauch. Darüber hinaus wird die Turngemeinde nicht an den Essener Hallenstadtmeisterschaften teilnehmen. Die übrigen drei Teilnehmer der Tgd.-Gruppe sind somit kampflos für die nächste Runde qualifiziert.
Bucuka bemüht sich umsonst
In einer offiziellen Stellungnahme auf der Vereinshomepage liefert Weirauch eine Begründung für den überraschenden Rückzug. Der Rücktritt von Trainer "Jo" Nühlen und seine "andauernden gesundheitlichen Einschränkungen" hätten ihn zu diesem Schritt bewogen. "Die unweigerlich mit der Kündigung verbundenen zusätzlichen Belastungen waren aus meiner Sicht nicht hinzunehmen. Wir werden in der neuen Saison einen Neustart in der Kreisliga A vorbereiten, erste Gespräche hierzu haben bereits stattgefunden", erklärt der Tgd.-Boss.
Eine zweifellos fragwürdige Erläuterung, die viele Fragen offen lässt und vor allem für Yunus Bucuka einer schallenden Ohrfeige gleichkommen dürfte. Der erfahrene Mittelfeldspieler wurde nur wenige Tage vor dem Aus als neuer Trainer an der Haedenkampstraße vorgestellt. Während Weirauch heimlich, still und leise den Rückzug vorbereitete, plante Bucuka die kommende Rückrunde auf Hochtouren. Mit dem landesligaerfahrenen Murat Kekec (ESC Rellinghausen) und B-Liga-Torjäger Halil Erciyas (SC Türkiyemspor) hatte Bucuka für den Kampf um den Klassenerhalt sogar zwei neue Stürmer an der Hand. "In der Defensive waren wir schon gut aufgestellt und nun hätten wir uns sogar vorne deutlich verbessert. Ich wurde in Günter Weirauchs Vorhaben nie eingeweiht und kann es auch einfach nicht verstehen", schüttelt Bucuka, der sich genau wie der Rest des Teams rechtzeitig abgemeldet hat, ungläubig mit dem Kopf.
Keine Freigabe für die Spieler
Angesichts dieser Aussagen verkommt Weirauchs Stellungnahme zu einer Farce. Nach RS-Informationen hatte der Rückzug aus der Bezirksliga einzig und allein finanzielle Hintergründe. Neben dem eingesparten Geld für Trainerstab und Spieler werden in den nächsten Tagen und Wochen bei einem Vereinswechsel auch Aufwandsentschädigungen in die Kasse der Blau-Weißen fließen, da den Akteuren trotz der unfreiwilligen Umorientierung die Freigabe verweigert wurde. Weirauch soll für einzelne Spieler bis zu 750 Euro verlangen.
Der lokalen Fußballszene und vor allem den Ligakonkurrenten der Westler hat die Haltung Weirauchs die Zornesröte ins Gesicht getrieben. Alle Spiele mit Beteiligung der Turngemeinde wurden aus der Wertung genommen. Als größter Gewinner der Tabelle geht Spitzenreiter TuS Essen-West 81 hervor. Das Team von Trainer Oliver Vössing verlor das Derby gegen die Tgd. überraschend mit 3:4 und hat nun sechs statt drei Zähler Vorsprung auf den SV Burgaltendorf.
"Das ist ein Unding und grenzt an Wettbewerbsverzerrung"
Zu den Verlierern des neuen Klassements zählt hingegen der VfB Frohnhausen. Der Rückstand der Elf von Coach Issam Said auf 81 ist von fünf auf acht Zähler angewachsen. "Wir sind jetzt nur noch dabei statt mittendrin", sinniert Said, der Weirauchs Entschluss scharf kritisiert. "Das ist ein Unding und grenzt eindeutig an Wettbewerbsverzerrung. Alle Leute aus Essen, mit denen ich über dieses Thema gesprochen habe, mussten ungläubig mit dem Kopf schütteln. Keiner konnte es auch nur ansatzweise verstehen."
Bei Said schwingt obendrein noch eine zusätzliche Enttäuschung mit. Schließlich war der frühere Torwart zwölf Jahre als Spieler und Funktionär an der Haedenkampstraße tätig. Die endgültige Bankrotterklärung des einstigen Traditionsvereins trifft Said schwer. "Ich bin absolut sprachlos und einfach nur enttäuscht über die jüngste Entwicklung des Vereins. Das ist richtig bitter."