Zwar verfügt der Verein auch auf den zweiten Blick immer noch über bescheidene finanzielle Mittel, ein Aufstieg in die Landesliga steht offensichtlich auch nicht auf der Agenda des Teams aus dem Dortmunder Vorort, aber eine durchschnittliche Bezirksliga-Mannschaft sieht in den allermeisten Fällen doch ganz anders aus.
Schaut man sich nämlich den „Kindergarten“ um Trainer Michael Ruhl etwas genauer an, erspäht man schnell eine Reihe junger, talentierter und hungriger Spieler, für die mit großer Wahrscheinlichkeit die Bezirksliga nur eine Durchgangsstation darstellen wird. In erster Linie sind da zu nennen Sven Schlüchtermann, Daniel Nilkowski, Marian Laske, alle ebenso noch keine 20 Jahre wie der bullige, kopfballstarke Stürmer Vahdet Pehlivan. Der türkischstämmige Rechtsfuß mit deutschem Pass ist mit seinen 19 Lenzen noch ein zartes Pflänzchen in der Senioren-Fußball-Welt, sorgte aber gleich bei seinem ersten Auftritt für Furore. Noch A-Jugendlicher schoss Vahdet bei den letztjährigen Dortmunder Hallenstadtmeisterschaften seinen Ex-Verein, TSC Eintracht, quasi im Alleingang in die Endrunde nach Wellinghofen. Aufgrund seiner gezeigten, überdurchschnittlichen Leistungen buhlten anschließend die Vertreter der etablierten Dortmunder Amateurvereine gleich reihenweise um die Dienste des A-Jugendlichen. Nach allen Gesprächen zog es den bekennenden Familienmenschen dann zu BW Huckarde. Der Verein, zu dem bereits sein Vater eine besondere Beziehung hatte.
Hat nach Ansicht des Trainers das Potenzial für die Oberliga: Vahdet Pehlivan. Foto: revierkick.de, Heimann
Obwohl er verletzungsbedingt vier Spiele aussetzen musste, erzielte der leidenschaftliche Pokerspieler bis zur Winterpause seiner ersten Bezirksliga-Saison bereits zehn Treffer – davon die Hälfte per Kopf. Am Ende der Saison soll aber auf jeden Fall vorne eine zwei stehen: "Wenn alles passt, knacke ich auch die Zwanzig-Tore-Marke", meint er selbstbewusst. Grund für seine reife Spielanlage scheint die perfekte Symbiose zweier völlig verschiedener kulturellen Mentalitäten zu sein. Auf der einen Seite die südeuropäische, geprägt von Technik und Spielfreude, auf der anderen die mitteleuropäische, gekennzeichnet durch Kampfkraft und Einsatzbereitschaft. Beide gehen bei Pehlivan offensichtlich ineinander auf.
Sein derzeitiger Trainer, Michael Ruhl, ist sich daher der Qualitäten seines Sturmführers voll bewusst, weiß aber auch, dass Vahdet mittelfristig für Blau-Weiß nicht zu halten sein wird: „Vahdet bringt alles mit, was man von einem Top-Stürmer erwartet: Absolute Siegermentalität, hundertprozentige Einsatzbereitschaft und vor allem eine unglaubliche Kopfball- und Abschlussstärke. Ich weiß aber auch, dass er über kurz oder lang zu einem höherklassigen Verein wechseln wird. Er sollte daher die Zeit bei Blau-Weiß einfach als Ausbildung sehen, um an seinen Schwächen und Stärken zu arbeiten, dann wird er seinen Weg gehen“.
Während andere Trainer an dieser Stelle anfangen würden, über den bevorstehenden Verlust zu jammern, kommt hier die Huckarder Fußball-Philosophie voll zum Tragen: Jungen, talentierten Spielern wird die Möglichkeit gegeben, Spielpraxis zu sammeln, um sich so weiter zu entwickeln. Dabei ist man sich bei Blau-Weiß aber auch bewusst, dass von dieser Arbeit in erster Linie andere Vereine profitieren werden.
Ruhl glaubt, dass es für Pehlivan wichtig wäre, noch eineinhalb Jahre in Huckarde zu bleiben, um auch an seiner Persönlichkeit zu arbeiten. Er sei oft noch zu ungeduldig und übereifrig, hätte außerdem auch ein kleines Gewichtsproblem, dass er in den Griff bekommen müsse. Vahdet selbst sieht seine fußballerischen Schwächen besonders im Bereich der Schnelligkeit. Bei einer Körpergröße von 185 cm und gut 85 Kilogramm Körpergewicht passt das zur Aussage seines Trainers, ist für ihn aber nicht verwunderlich: „Bei Süßigkeiten kann ich einfach nicht Nein sagen“, weiß der sympathische 19-Jährige genau, woher seine kleinen Gewichtsprobleme rühren. Mit Hilfe seiner „super Einstellung“, wie es Ruhl beschreibt, und wachsenden Ansprüchen wird sich das aber sicherlich im Laufe der Zeit normalisieren.
Begeisterter Pokerspieler: Vahdet Pehlivan.
Aber nicht nur bei der Einschätzung der Schwächen, sondern auch beim Ausloten der Leistungsfähigkeit decken sich die Aussagen von Trainer und seinem Vorzeigetalent. So glaubt Ruhl, dass für den jungen Stürmer die Oberliga ein realistisches Ziel sei und auch Vahdet ist überzeugt, dass er, wenn er topfit sei, dass Zeug dazu hätte, sich auf Dauer in der vierthöchsten Spielklasse zu etablieren. Zurzeit macht sich der junge Huckarder Stürmer zwar noch keine ernsthaften Wechselgedanken, aber man darf gespannt sein, wohin ihn sein Weg noch führen wird. Bis es soweit ist will er aber "alles dafür tun, um mit Huckarde den Klassenerhalt zu schaffen".