Die letzten drei Jahre in Selim Gündüz' Karriere sind überhaupt nicht gut gelaufen. Und das ist noch sehr diplomatisch ausgedrückt. Eigentlich waren die Spielzeiten 2018/2019, 2019/2020 und 2020/2021 aus Gündüz-Sicht zum Vergessen.
Beim SV Darmstadt verbuchte er nur einen Einsatz, beim KFC Uerdingen bestritt er zwölf Pflichtspiele und beim Halleschen FC lief er nur in vier Partien auf. Mal machten ihm Verletzungen einen Strich durch die Rechnung, mal waren es Trainerwechsel, die sich für Gündüz negativ auswirken sollten und [article=516020]zuletzt löste er in Halle seinen Vertrag aufgrund von familiären Problemen auf[/article].
Nun hat Gündüz, der wieder in Bochum lebt und einst für den VfL Bochum 53 Zweitligaspiele bestritt, wieder privat alles in Ordnung gebracht und ist auch topfit. Mit nun 26 Jahren will er zur neuen Saison noch einmal angreifen und einen Neustart wagen. RevierSport hat mit Selim Gündüz gesprochen.
Selim Gündüz, warum haben Sie im März die Flucht aus Halle ergriffen und Ihren Vertrag aufgelöst? Das waren, wie schon in den Medien geschrieben, private Gründe. Meinen Eltern ging es nicht gut. Jetzt ist es besser. Mehr möchte ich dazu auch nicht sagen. Privat ist privat.
Haben Sie jetzt drei verlorene Jahre erlebt? Fußballerisch mit Sicherheit, menschlich waren das aber wertvolle Erfahrungen. Ich bin als Mensch gereift und habe viel über andere Menschen und über das Leben gelernt. Sportlich hatte ich leider großes Pech. In Darmstadt war ich lange verletzt, hatte mit Dirk Schuster aber einen hervorragenden Trainer, der mich immer unterstützt hat. In Uerdingen war das unter Heiko Vogel auch sehr gut. Ich habe viel gespielt und mir wurde nach dem DFB-Pokal-Spiel gegen Borussia Dortmund gar angeboten, frühzeitig zu verlängern. Ich habe aber abgelehnt. Vogel war kurze Zeit später weg und ich habe keine Rolle mehr gespielt. So ist das manchmal im Fußball. Beim Halle-Wechsel hatte ich ein gutes Gefühl, habe mich aber schnell verletzt und bin fünf Wochen ausgefallen. Trotzdem habe ich mich schnell herangekämpft und kam zu einigen Einsätzen. In der Mannschaft lief es gut, da ist es einfach schwer dann reinzukommen. Dann kamen die familiären Probleme und ich bat um eine Vertragsauflösung. Jetzt ist wieder alles gut und ich freue mich auf die Zukunft.
Wo soll es für Sie hingehen - ist auch die Regionalliga vorstellbar? Ich brauche zunächst einmal Vertrauen, einen Trainer, der den Menschen Selim Gündüz auch kennenlernen will. Das ist mir sehr wichtig. Denn der eine erzählt das, der andere das über jemanden. Aber mich muss man erst einmal kennenlernen und sich eine eigene Meinung bilden: Als Trainer würde ich mir einen Typen wie Gertjan Verbeek oder Dirk Schuster wünschen. Ich brauche da schon manchmal die harte Hand. Ligentechnisch kann ich mir alles vorstellen. Ob Ausland, 3. Liga oder Regionalliga: Es muss am Ende einfach passen und der aufnehmende Verein sowie ich müssen ein gutes Gefühl dabei haben. Ich bin mit 26 Jahren im perfekten Fußballalter und habe noch einiges vor.
Doch Sie dürften aufgrund Ihrer Vergangenheit auch gewisse finanzielle Vorstellungen besitzen? Ganz ehrlich: Das Geld war mir nie wichtig. Wenn ich nur auf die Kohle geschaut hätte, dann wäre ich aus Bochum nach England oder in die Türkei gegangen. Priorität besitzt für mich das gute Gefühl. Nur wenn ich an einem Ort, bei einem Klub, in einer Mannschaft glücklich bin, kann ich auch die besten Leistungen bringen. Ich weiß jetzt, worauf es ankommt und werde bei meiner nächsten Unterschrift genau überlegen, ob ich das mache oder nicht.
Wie verfolgen Sie eigentlich den VfL Bochum in dieser Saison? Ich bin Fan (lacht). Der VfL ist doch mein Verein. Ich liebe die Stadt, die Menschen. Es ist einfach nur cool, dass die Bochumer bald wieder Erstliga-Fußball erleben werden. Ich lebe ja auch wieder hier. Ich gönne es dem VfL, seinen Verantwortlichen und allen Fans von Herzen. Nach über zehn Jahren in der 2. Bundesliga hat der Klub den Aufstieg verdient.