Marco van Hoogdalem hat allen Grund, in der aktuellen Corona-Krise vorsichtig zu sein. Als PSC-Patient (primär sklerosierende Cholangitis) gehört der Ex-Schalker zur Risikogruppe. Seit einigen Jahren hat der 47-Jährige eine Spenderleber. Warum er den Abbruch der Eredivisie in den Niederlanden richtig fand, was er für die Bundesliga befürchtet und warum er sich fast mehr Sorgen um seinen S04 macht, als um sich selbst, erklärt er im Gespräch mit RevierSport.
Marco van Hoogdalem, wie geht es Ihnen in Zeiten von „Covid-19“? Danke, mir geht es gut. Ich habe fünf Wochen lang mein Haus in den Niederlanden nicht mehr verlassen, damit ich persönlich kein Risiko eingehe. Meine Familie hat mich auch nicht rausgelassen. Alls sind sehr vorsichtig mit mir. Seit einigen Tagen arbeite ich wieder auf unserem Gasthof mit. Das war auch wichtig für meinen Kopf, wenn du gar nicht raus kannst, macht das etwas mit dir. Auch, wenn wir natürlich einen riesigen Garten mit einer fantastischen Aussicht haben. Es gibt sicherlich schlechtere Orte für eine Quarantäne, das weiß ich.
Sie sind ja nach Ihrer Karriere als Profi unter die Gastwirte gegangen, vermieten in Voerendaal Ferienwohnungen und betreiben mit Ihrer Familie ein großes Restaurant. Wie sehr leiden Sie unter dem Einschränkungen durch das Coronavirus? Unser Restaurant ist seit dem 15. März bis mindestens noch zum 20. Mai geschlossen. Danach verkündet die Regierung, wie es weiter geht. Ich persönlich glaube, dass wir nicht sofort wieder öffnen dürfen. Aber mir ist lieber, wir warten eine Woche länger, als wenn wir zu früh öffnen und dann wieder Probleme bekommen.
Wie kommen Sie denn über die Runden?
Wir haben noch Glück, weil wir unsere Ferienwohnungen weiter vermieten dürfen, da jede einen eigenen Eingang hat. Wir haben eigene Wege angelegt, damit sich die Gäste aus dem Weg gehen können. So haben wir noch einige Einnahmen. Dennoch haben wir natürlich viele Stornierungen. Wir haben ja auch viele Gäste aus Deutschland, die derzeit nicht kommen können.
Leidet Ihr Betrieb finanziell sehr unter dem Einschränkungen? Unser Restaurant ist, wie gesagt, seit beinahe zwei Monaten zu. Da fehlt einiges an Einnahmen. Wir verkaufen jetzt Bierpakete, Weinpakete und Pflanzen im Außer-Haus-Verkauf, auch damit die Vorräte wegkommen, bevor sie ablaufen. Das wird gut angenommen. Es tut auch gut zu merken, dass wir nicht alleine sind und unsere Kunden uns auch vermissen. Viele sprechen uns Mut zu. Die Kontakte mit den Menschen fehlen uns sehr. Wir bleiben positiv. Aber wenn das noch lange so weiter geht, dann wird es auch für uns finanziell eng. Wir hoffen, dass wir bald mit weniger Tischen und entsprechendem Abstand für unsere Gäste da sein dürfen.
Und Ihre Mitarbeiter? Sie sind derzeit zuhause und bekommen 90 Prozent des Gehaltes vom Staat und die restlichen zehn Prozent von uns. Wenn wir sie brauchen, kommen sie, um zu renovieren oder mal auszuhelfen. Wir können es kaum erwarten, dass es wieder losgeht. Ich persönlich auch. Auch wenn es natürlich viel mehr Arbeit ist, als früher, als ich noch Fußball gespielt habe. Derzeit verkaufe ich Eis, immer mit Handschuhen an und hinter einer Plexiglasscheibe. Es bringt etwas Geld und es ist wichtig für den Kopf.
In den Niederlanden hat der KNVB beschlossen, die Saison abzubrechen. Wie stehen Sie dazu?
Ich finde das richtig, denn die Gesundheit geht vor, auch wenn die UEFA großen Druck ausgeübt hat. So haben Vereine alle Planungssicherheit, auch wenn es gerade großen Krach um die Regelungen über Meisterschaft, Ab- und Aufstieg gibt. Den muss man natürlich noch beilegen.
In Deutschland soll die Bundesliga vielleicht schon Ende Mai weitergehen. Wäre das dann in Ihren Augen falsch? Ich denke, dass Deutschland auch nicht weit von einem Abbruch weg ist. Man darf gespannt sein, wie die Entscheidung der Politik ausfällt und was dann die DFL macht. Es ist eine verdammt schwierige Entscheidung, weil für die Vereine eben so viel daran hängt.
Gerade Ihr Ex-Klub Schalke 04 hat angedeutet, dass es ums Eingemachte geht. Wie eng verfolgen Sie das noch? Sehr eng. In diesen Zeiten vom Virus zu sprechen, ist sicher schwierig, aber der Schalke-Virus hatte mich nach meinem Wechsel aus Kerkrade sofort gepackt, und den wirst du bekanntlich ein ganzes Leben nicht mehr los. Und dann macht man sich schon Gedanken. Ich bin weiter oft bei den Heimspielen, fahre häufig mit dem Fanbus nach Gelsenkirchen. Im August wollte ein Vorsitzender eines S04-Fanclubs auf meinem Hof mit 150 Menschen eine Party feiern. Die fällt aber wegen Corona wohl auch aus. Es scheint so zu sein, dass ein Saisonabbruch Schalke finanziell besonders hart treffen würde. Aber eines kann ich ihnen sagen: Auch für diesen Fall muss es für S04 eine Lösung geben. Schalke 04 ist so ein großer Verein, der so viele Menschen berührt, der geht nicht verloren. Das hoffe und glaube ich. Eine Bundesliga ohne Schalke ist unvorstellbar.