Wir haben mal nachgeschaut: nur zweimal in dieser Saison war es der Fall, dass Rot-Weiss Essen mit derselben Startelf angetreten ist, wie im vorangegangen Spiel. Nämlich: Nach dem 3:0-Erfolg bei Rot-Weiß Oberhausen und dem 3:0-Sieg daheim gegen Alemannia Aachen.
In 21 von 23 Spielen - das Wattenscheid-Duell ist nicht mit einberechnet - startete Rot-Weiss Essen mit einer anderen Startformation als im vorherigen Spiel. Am Rande: Bis zum Spiel gegen den SV Lippstadt hatte RWE in der laufenden Spielzeit so gut wie keine Verletzungssorgen.
Beim 1:1 am Mittwoch gegen Haltern standen plötzlich Jonas Erwig-Drüppel, dem im Winter ein Wechsel nahegelegt wurde, und der lange Zeit verletzte Philipp Zeiger in der Startelf. Dabei hatte RWE noch in der Winterpause mit Jose Matuwila eine Verstärkung vom 1. FC Kaiserslautern geholt. Nach Startelf-Einsätzen gegen Oberhausen und Lippstadt machte auch der Winter-Zugang mit Titz' Wechselspielen Bekanntschaft.
Titz betont: "Wir machen hier keine Experimente"
Am Freitag hakte RevierSport bei dem 48-jährigen Fußballlehrer Titz nach, warum Rot-Weiss Essen auch nach 23 Saisonspielen immer noch keine Stammformation gefunden hat. "Wir machen hier keine Experimente. Wir stellen Spieler auf, die bei uns im Kader sind. Das haben wir jedem von Beginn an mitgeteilt: alle, die bei Rot-Weiss Essen spielen, sind Kadermitglieder. So werden sie auch behandelt. Mit dem kritischen Auge, wenn sie Dinge machen, die uns nicht so gut gefallen, aber auch mit dem offenen und ehrlichen Auge, wenn die Spieler Dinge gut machen", antwortet der gebürtige Mannheimer.
Titz sieht sich in seinen häufigen Startelf-Wechseln bestätigt: "Im Pokal stehen wir im Halbfinale und in der Liga auf Tabellenplatz drei mit Tuchfühlung nach oben. Die Jungs haben viele Dinge gut gemacht."
Titz: "Wir haben eine eingespielte Elf"
Weniger gut machte es gegen Haltern Philipp Zeiger. Zum ersten Mal stand der Innenverteidiger in dieser Saison in der Startelf - und nutzte seine Chance nicht. Er wurde zur Halbzeit ausgewechselt. "Philipp ist seit längerer Zeit topfit und in seinen Trainingsleistungen sehr stabil. Wir wollten gegen Haltern einen kopfballstarken Innenverteidiger aufstellen, der Rechtsfuß ist. Deshalb hat Philipp gespielt", erklärt Titz.
Fakt ist, dass Rot-Weiss Essen im Gegensatz zu den ostwestfälischen Top-Teams SV Rödinghausen und SC Verl auf keine nominelle Stammformation setzt. Die Rödinghauser und Verler spielen mit gefühlt 12,13 Spielern die Saison durch. Gefolgt von klaren Ergänzungsspielern. Das beweisen die Einsatzzeiten.
Bei RWE sieht das anders aus. Hier wird oft gewechselt und rotiert. Eine echte Stammformation ist nur ansatzweise erkennbar. Das sieht Titz ein wenig anders. "Wir haben eine eingespielte Elf und wir spielen zum Großteil mit den gleichen Spielern. Es ist etwas völliges legitimes und vernünftiges, dass man in einem breiten Kader auf Leistungsschwankungen reagiert. Denn die sind bei uns nicht anders, als woanders. Dadurch, dass wir mehr als nur elf Spieler besitzen, die ein gutes Niveau haben, reagieren wir auch darauf. Das ist ein normaler Leistungsgedanke, der in der Gruppe stattfindet und das ist auch gut so", betont Titz.
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Er ergänzt: "Wir wissen doch alle, dass Fußball ein Ergebnissport ist.Wechselt man zwei Spieler ein und die treffen, sagen alle, dass der Trainer das super gemacht hat. Lässt man die Spieler draußen und es funktioniert nicht, sagen die Menschen da draußen, wieso wechselt der Trainer nicht. Die Menschen legen sich natürlich auch die Argumentations-Grundlage so, wie sie sie gerade benötigen. Aber wir befinden uns hier nicht in schwarz und weiß, sondern in einem Spiel, in dem mehr Farbtöne dazwischen sind. Wir treffen unsere Entscheidungen aufgrund dessen, wie wir mit der Mannschaft zusammenleben. Und der, der das bewertet, für den ist das nicht so leicht. Er bewertet das nur aufgrund von Halbwissen. Wir arbeiten täglich mit den Spielern zusammen und sehen alles, wie die Spieler drauf sind. Dementsprechend bewerten wir das und stellen die Spieler danach auf."
Bleibt aus Sicht von Rot-Weiss Essen und Trainer Christian Titz zu hoffen, dass am Sonntag in Bonn eine Mannschaft auf dem Platz stehen wird, die drei Punkte holt. Ansonsten dürfte der Traum von der 3. Liga im Sportpark Nord sein Ende finden.