Es war ein Mix aus Trauer, Resignation und Galgenhumor, der am Samstagnachmittag gegen 15.49 Uhr über dem Preußenstadion lag. Die Preußen kassierten bereits zum zweiten Mal in der laufenden Saison zuhause ein 1:4. Zwar hieß der Gegner am vergangenen Wochenende MSV Duisburg, immerhin Tabellenführer, aber schon war sie ein bisschen dahin, die aufkeimende Aufbruchstimmung an der Hammer Straße.
Was auch an der Konkurrenz lag. Carl Zeiss Jena holte einen Punkt bei Eintracht Braunschweig, Chemnitz siegte spät beim SV Meppen. Und dann gab es noch Viktoria Köln, das einen vogelwilden 4:3-Sieg in Halle feierte. Der Abstand auf das rettende Ufer beträgt für Münster nun sechs Punkte.
So langsam aber sicher wird die Luft für Münster dünner, die Regionalliga nähert sich Woche für Woche schneller. Und damit auch zahlreiche Fragezeichen.
Verträge laufen aus
Es steht für Geschäftsführer Malte Metzelder eine Menge Arbeit an. Neun Verträge laufen am Saisonende aus. Darunter auch die Arbeitspapiere von Vereinsurgestein Simon Scherder und Winter-Zugang Jan Löhmannsröben. Auch Metzelders eigener und der Kontrakt von Trainer Sascha Hildmann enden am 30. Juni.
Löhmannsröben ist nicht die einzige Winter-Neuverpflichtung Münsters. Oliver Steurer kam per Leihe vom 1. FC Heidenheim, Marco Königs von Hansa Rostock. Zwei Initiativen von Fans und Sponsoren spülten rund 200.000 Euro zusätzlich in die Kassen der Preußen. Das verkündete Vereins-Präsident Christoph Strässer vor wenigen Wochen auf der Jahreshauptversammlung.
Strässer selbst wurde im Herbst 2016 Präsident. Die neue Führunsriege der Preußen brachte damals eine Ausgliederung voran. Diese wurde von den Mitgliedern im Januar 2018 abgenickt. Trotz der Ausgliederung blieben finanziell große Sprünge bislang aus. Der Klub hatte auch mit Altlasten zu kämpfen. Aber: Ohne Ausgliederung hätte Preußen Münster wohl keine Zukunft gehabt.
Strässer sagte bei der Jahreshauptversammlung: "Wir sind nicht so weit, wie wir sein wollten, aber wir haben eine gesunde Grundlage geschaffen. Wir sind auf einem Weg, der Zeit und Geduld braucht, aber erfolgreich sein wird. Wir bekommen das gemeinsam hin, um den Sport zu stärken und aus diesem Loch herauszukommen."
Preußentypische Stadiondebatte
Fakt ist so oder so: In der Regionalliga gibt es weniger Einnahmen als in der 3. Liga.
Eine weitere Baustelle ist das Stadion. Knapp 3.000 MSV-Fans reisten nach Münster und fanden sich in einem Gästeblock wieder, in dem Dixi-Klos stehen. Stichwort Infrastruktur: Geht es für die Preußen in die Regionalliga, dann haben sie einen klaren Struktur-Nachteil. Klubs wie Rot-Weiss Essen oder Alemannia Aachen verfügen über ein deutlich professionelleres Umfeld. Der SCP betreibt noch nicht einmal ein Nachwuchsleistungszentrum.
Zwar bekräftigt die Münsteraner Politik stets, den angedachten Umbau des Stadions auch bei einem Abstieg zu verfolgen. Doch die Fans bleiben - auch aufgrund einer seit Jahrzehnten grassierenden Stadiondebatte - oft skeptisch.
Apropos Fans: Für viele Anhänger sind die nächsten zwei Spiele richtungsweisend. Zunächst muss Münster auf den Betzenberg nach Kaiserslautern (Sa. 14.00 Uhr), anschließend kommen freitagabends die Würzburger Kickers, ebenfalls unten in der Tabelle beheimatet, ins Preußenstadion. Die Fans könnten dann wieder mal von ihrem Verein auf die Probe gestellt werden - ausgerechnet am Valentinstag.