In Dortmund greift ein Spieler einen Zuschauer an, in Oberhausen und Gladbeck gibt es wüste Massenschlägereien, in Essen geraten ausgerechnet die beiden klassenhöchsten Teams aneinander - städteübergreifend waren all jene skandalträchtigen Überschriften zu lesen, auf die man schon während der Hinrunde unter freiem Himmel lieber verzichtet hätte.
Sicherlich: Die absolute Mehrheit der Revier-Fußballer verhielt sich auch auf dem engen Hallen-Terrain so, wie man es unter "Sportkameraden" erwarten kann. Selbst in der Niederlage noch fair, tolerant gegenüber dem Gegenüber und mit klarem Fokus auf den Spaß am Hallen-Kick. Und es sind auch nicht unbedingt die Vorgänge auf dem Platz, die für den schalen Beigeschmack sorgen. Denn was Zeitstrafen und Platzverweise anging, blieben die meisten Turniere im Rahmen der normalen Rivalität.
Vielmehr stach der zunehmend schlechte Umgang mit Kritik und Niederlagen ins Auge. Das jüngste Beispiel in Essen zeigte: Selbst die Teams oberhalb der Kreisliga, die sich gerne damit rühmen, abseits der alltäglichen Gewalt-Schlagzeilen zu stehen, sind vor den Ausfällen Einzelner nicht gefeit. Die enge Atmosphäre in der Halle mag dazu beitragen, dass Provokationen von den Rängen direkter wirken als auf einem weitläufigen Sportplatz. Deshalb sollten auch die Zuschauer ihr Verhalten (und teilweise auch ihren Alkoholkonsum) bei solchen Stadtmeisterschaften überdenken. Als Entschuldigung für die Vorfälle taugt dies aber nicht.
Es stellt sich einmal mehr die dringende Frage nach Lösungsansätzen für dieses Problem. Dabei geht es um kurzfristig wirksame Ideen und nicht um ein Fernziel, was ein DFB-Bundestag in irgendeiner fernen Zukunft definieren könnte. Die Spieler sollten sich genau überlegen, wem sie mit ihrem Verhalten schaden. Denn die Konsequenzen trägt allein der Amateurfußball. Vereine werden von den Turnieren ausgeschlossen (wie in Dortmund seit einigen Jahren knallhart praktiziert), Sponsoren werden durch ein derart negatives Umfeld abgeschreckt. Und letztlich sind es die lokalen Geldgeber, die dafür sorgen, dass die Stadtmeisterschaften in dieser Form ausgetragen werden können.
Die Bestrafung der Täter ist ein zentrales Thema. Denn scheinbar wirkt die Sportgerichtsbarkeit allein nicht allzu abschreckend. Zumindest bei schwer wiegenden Tätlichkeiten könnte daher ein Weg über eine zivilrechtlichte Verfolgung der Übeltäter führen.
Letztlich haben es auch die Vereine selbst in der Hand. Beispiele wie das des Dortmunder Spielverein 26, der nach einer Massenschlägerei in einem C-Kreisliga-Spiel seine komplette zweite Mannschaft vom Spielbetrieb zurückzog, könnten Schule machen. Zumindest wäre eine etwas kritischere Sichtweise des Verhaltens der eigenen Spieler angebracht. Denn viele Vereinsfunktionäre neigen dazu, ein kleines Handgemenge nach Schlusspfiff als "normal" abzutun, wie jüngst im Falle des Dortmunder Klubs Sila Spor geschehen.
Zu einem klaren Zeichen gegen Gewalt und Intoleranz ist zudem die Mehrheit der friedlichen Fußballer gefordert. Denn es sollte einigen "Idioten" nicht gelingen, den alljährlichen Spaß an der Halle zu verderben.