Es sind schwere Vorwürfe, die in einem Beitrag von Zeit Online gegen Alemannia-Klubchef Marcel Moberz und Cheftrainer Heiner Backhaus erhoben werden. Dass Alemannia Aachen ein Problem mit Rechtsextremismus und fehlender Distanzierung zu rechten Hooligans hat, ist die eine Sache - dass nun auch Moberz und sogar Backhaus involviert sein sollen, ist eine andere.
Kevin Polz, ein berüchtigter Aachener Ex-Hooligan, dem Kontakte ins rechtsextreme Milieu nachgesagt werden, pflegt mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Moberz ein freundschaftliches Verhältnis - auf Bildern sieht man die beiden nebeneinander posieren. Polz war einst Anführer der berüchtigten Hooligan-Gruppe Boxstaffel 520. Er gab zwar an, sich von der Szene distanziert zu haben, blieb aber dem Verein Alemannia Aachen weiterhin stets verbunden – sowohl öffentlich bei Aktionen, mit Spielern, als auch in den VIP-Räumen des Stadions.
Jetzt wird Polz allerdings der Prozess gemacht: Die Staatsanwaltschaft wirft ihm zehn Gewalttaten vor, darunter ein versuchter Totschlag, sieben gefährliche Körperverletzungen, sowie Drogenhandel und Waffenbesitz. Besonders brisant: Laut Anklage soll Polz ein Überwachungsvideo seiner brutalsten Tat, den versuchten Totschlag im Aachener Rotlichtviertel, abgefilmt und an Moberz und Chefcoach Backhaus geschickt haben.
Laut Zeit Online sollen die beiden darauf nicht etwa empört reagiert, sondern über WhatsApp ihr Gefallen an der Tat ausgedrückt haben. Daher sind sie nun als Zeugen geladen und sollen diesbezüglich Stellung beziehen - ihr Ruf steht auf dem Spiel. Vor Gericht vertreten wird Polz von Osama Momen. Momen sitzt im Aufsichtsrat der Alemannia. Ein weiteres Zeichen der fehlenden Distanzierung von rechtsextremen und gewalttätigen Fans seitens des Vereins - und das trotz des jüngsten Vereins-Statements, mit dem sich Alemannia nach den erneuten Ausschreitungen beim Auswärtsspiel in Verl klar gegen Rechtsextreme positionieren wollte.
Der Prozess gegen Kevin Polz vor dem Landesgericht Aachen beginnt am 13. Februar. Auf Nachfrage der RS-Redaktion kündigte Alemannia Aachen eine öffentliche Stellungnahme zu diesem Thema an, aber diese hat uns noch nicht erreicht. Bei Veröffentlichung der Mitteilung reichen wir diese nach. UPDATE (29. Januar, 19.35 Uhr): Inzwischen hat Aachen Stellung bezogen.