RevierSport hat vor wenigen Tagen in zwei Teilen die 07 Baustellen aufgeschrieben, die Rot-Weiss Essen derzeit belasten. Eine war nicht dabei, nämlich die Position des Trainers.
Es gab Stimmen, auch uns haben sie erreicht, die sagten, wir haben diese achte Baustelle vergessen. Und in der Tat wurde auch das Gemurre um den Fußballlehrer größer, der gegen Energie Cottbus gezeigt hat, dass er gelernt hat, dass er die Lage komplett richtig eingeschätzt hat.
Jetzt hätte es statt einem 4:0 auch eine Bruchlandung geben können - das Risiko, gegen den Spitzenreiter alles zu verändern, es hätte auch schiefgehen können. Doch nach den letzten Pleiten war klar, ein Weiter so wäre fast unverantwortlich gewesen.
Und der Trainer hat reagiert, dieser Fakt war am wichtigsten: Dabrowski, der einen großen Umbruch meistern muss, der erst ganz spät seinen finalen Kader beisammen hatte, ist komplett von seinem Stil abgewichen. Das zeigt, er ist bereit, sich der Lage anzupassen. Es ist nicht resistent gegenüber Veränderungen.
Denn die gab es satt gegen den Aufsteiger, der sichtlich perplex war und mit dem massiven Ballbesitz fast 55 Minuten so gar nichts anzufangen wusste. Man traute in den ersten Minuten seinen Augen kaum. Die Bus-vor-dem-Strafraum-parken-Taktik, die langen Bälle. Nach zwölf Minuten schoss Keeper Jakob Golz den Ball schon zum dritten Mal lang nach vorne. Wo früher riskante Bälle gespielt wurden, die den Puls der Fans nach oben trieben, gab es diesmal 90 Minuten die Langholz-Variante.Dabei hatte Dabrowski auf diesen spielerischen Aspekt so großen Wert gelegt, immer wieder, trotz mehrerer Gegentore, die sich seine Mannschaft so einfing. Nun die Abkehr, alles wurde der Sicherheit untergeordnet und vorne sollten die paar offensiven Akteure es richten. Ein taktischer Kniff, der aufging, damit kann sich Dabrowski diesen Dreier auf seine Fahne schreiben.
Zumindest zu großen Teilen, denn es gab auch andere Dinge, die an diesem Samstag einfach passten. Vorne war RWE effizient (vier von fünf Chancen saßen), das Matchglück (vergebene Mega-Chance Cottbus nach 55 Minuten und Riesen Bock von Energie-Keeper vor dem 3:0) hat man sich erarbeitet.
Denn wo man vor Wochen noch von einer Mannschaft schrieb, die zu lieb scheint, die keine Anführer hat, brachen die Emotionen diesmal öfter heraus, als man das bisher gewohnt war. Leonardo Vonic stachelte das Publikum nicht nur einmal an, wie Kapitän Michael Schultz einen Gewinn eines wichtigen Zweikamps vor der Pause feierte, das zeigte, irgendwas hat der Trainer mit der Mannschaft gemacht.
Ob es von dauerhaftem Erfolg ist, das muss sich zeigen. Die 90 Minuten gegen Cottbus haben zumindest Mut gemacht: Denn sie haben gezeigt, dass RWE einen Trainer hat, der bereits ist, Veränderungen durchzuführen, der nicht völlig stur sein System verfolgt. Und der eine Mannschaft hat, die zeigt, dass sie lebt - zumindest gegen Cottbus.
Das muss nun die Basis sein, um sich in den kommenden Wochen weiter aus dem Keller zu befreien. Ein Anfang ist gemacht...