Alles deutete nach 71 Minuten auf einen bitteren Nachmittag für den MSV Duisburg hin. Trotz drückender Überlegenheit rannten die Zebras einem 0:2-Rückstand hinterher und belohnten sich dank zwei später Tore noch mit einem Punkt. Das Traditionsduell endete 2:2.
Torsten Ziegner musste am Samstag erneut auf seinen erkrankten Topscorer und Kapitän Moritz Stoppelkamp verzichten. Julian Hettwer sammelte mit seinem Doppelpack in Oldenburg gute Argumente und lief erneut im Doppel-Sturm neben Benjamin Girth auf. Für Rolf Feltscher, der sich vergangene Woche schwerer am Sprunggelenk verletzte, verteidigte Joshua Bitter hinten rechts. Niclas Stierlin ersetzte den gelbgesperrten Duisburger Shootingstar Caspar Jander im zentralen Mittelfeld.
Die MSV-Fans läuteten den Klassiker zweier Traditionsvereine mit einer Choreografie ein: „Wenn die Kurve bebt, wird Gleichberechtigung gelebt“, stand auf dem Banner in der Heimkurve. Die kriselnden Münchener „Löwen“, in der Rückrunde noch ohne Sieg, wurden von knapp 2.000 Fans an die Wedau begleitet. Die 12.388 Zuschauer in der Schauinsland-Reisen-Arena sahen einen verhaltenen Beginn beider Mannschaften. Albion Vrenezi verzeichnete zwar früh den ersten Abschluss, von Torgefahr war wenig zu spüren.
Der MSV brauchte etwas, um sich erstmals in die gegnerische Hälfte zu vorzuschieben und machte vor allem über die rechte Seite Tempo. Kolja Pusch bediente den mitgelaufenen Bitter, der Marco Hiller mit einem strammen Flachschuss zur ersten Parade des Tages zwang (13.). Mit dieser Szene fanden die Gastgeber besser ins Spiel. Tobias Fleckstein und Marvin Bakalorz hatten innerhalb kürzester Zeit den Führungstreffer jeweils nach einer Ecke auf dem Kopf (21./22.).
TSV: Hiller – Deichmann (67. Lannert), Morgalla, Belkahia, Steinhart – Wörl, Moll – Vrenezi, Lex (88. Skenderovic), Boyamba – Lakemacher (62. Bär).
Tore: 0:1 Boyamba (61.), 0:2 Eigentor Fleckstein (72.), 1:2 Hettwer (77.), 2:2 Bakir (81.).
Schiedsrichter: Lars Erbst
Zuschauer: 12.388
Gelbe Karten: Senger (33.), Boyamba (85.), Bär (86.).
Lange Zeit passierte nichts, bis Joseph Boyamba von halb links abzog und sich Vincent Müller ganz lang machen musste (34.). Kurz vor der Pause schlug die Stunde von Hettwer, der gleich zweimal perfekt freigespielt wurde und jeweils frei vor Hiller scheiterte. Der MSV musste sich ärgern, mit einem 0:0 in die Kabine gegangen zu sein. Die Zebras knüpften auch nach Wiederanpfiff an ihre gute erste Leistung aus dem ersten Durchgang an. Doch die Ziegner-Elf ließ zu viele Chancen leichtfertig liegen. Es kam, wie es kommen musste: mit der ersten Aktion in der zweiten Halbzeit schoss Joseph Boyamba den TSV glücklich in Führung (61.).
Der MSV wirkte geschockt, Ziegner ließ sich mit seinem ersten Wechsel bis zur 71. Minute Zeit, als der Trainer mit Alaa Bakir und Marvin Ajani zwei frische Offensivkräfte brachte. Doch Fleckstein erschwerte kurze Zeit später das erhoffte Aufbäumen mit einem Eigentor der Marke Slapstick. Der MSV-Verteidiger haute eine springende Flanke von Christopher Lannert völlig unbedrängt und ohne Gegenspieler in Sichtweite mit dem linken Fuß hinter die eigene Torlinie (72.).
Als alles auf die Entscheidung hindeutete, schaltete Hettwer gedankenschnell, umkurvte Hiller und stellte nach einem Steilpass den schnellen Anschluss wieder her (77.). Ziegner tauschte noch zweimal, der MSV riskierte alles und wurde durch das Jokertor von Bakir (81.) nach Vorlage von Bitter tatsächlich noch belohnt. In der Schlussphase ging es hin und her. Doch es blieb beim 2:2.
Während die Münchener im neuen Jahr und unter ihrem neuen Trainer Maurizio Jacobacci weiter sieglos bleiben, sammelten die Zebras einen Punkt der Moral, verpassten es aber zugleich, den TSV in der Tabelle zu überholen und in die obere Hälfte vorzudringen. Am Mittwoch führt es die Meidericher ins Rudolf-Harbig-Stadion nach Dresden, wo die nächste schwere Aufgabe wartet.