Wirbel um einen gefälschten Impfpass, Rücktritt, dann Sperre: Hinter Markus Anfang liegt eine turbulente und schwierige Zeit. Vor mehr als acht Monaten stand der 48-Jährige das letzte Mal in einem Pflichtspiel als Trainer an der Seitenlinie. Am Wochenende kehrt er genau dahin zurück und will mit Absteiger Dynamo Dresden den Neustart in der 3. Liga schaffen.
Dort scheint der Fehltritt in seiner jüngsten Vergangenheit vor dem Auftaktduell gegen 1860 München am Samstag (14.00 Uhr/MagentaSport und ARD) keine Rolle mehr zu spielen. Vorbehalte? Ganz im Gegenteil: „Die Leute haben sich gefreut. Das habe ich direkt gemerkt“, sagte Anfang der Sport Bild: „Hier sind alle recht gut damit umgegangen“, zumal er bei seinen vorherigen Vereinen erfolgreich gewesen sei.
Die letzte Station: Werder Bremen. Doch der Skandal um Anfangs gefälschten Impfpass, den er bei Überprüfungen mehrfach benutzt hatte, sorgte im November vergangenen Jahres für das abrupte Ende beim damaligen Zweitligisten.
Anfang trat zurück, es folgte die Sperre durch den DFB, die bis zum 30. Juni 2023 auf Bewährung ausgesetzt ist, sowie die Entschuldigung des gebürtigen Kölners.
In Dresden erhielt Anfang eine zweite Chance, für die er „sehr dankbar“ sei, wie er bei seiner Vorstellung betont hatte. Und nicht nur der Coach steht dort vor einem Neustart, der alles andere als einfach wird.
Denn nach nur einem Jahr in der 2. Bundesliga war Dynamo nach 19 Spielen ohne Sieg wieder in die Drittklassigkeit abgestürzt. Das bittere Ende der Negativserie bildete das verlorene Relegationsduell gegen den 1. FC Kaiserslautern.
Auch deshalb gibt sich Anfang wohl zurückhaltend, wenn es um das Thema direkten Wiederaufstieg geht. „Einen Tabellenplatz kannst du nicht planen“, sagte er: „Du kannst versuchen, guten Fußball zu spielen“, und dann sei man „überzeugt davon, dass wir auch erfolgreich sein werden“.
Als einen Konkurrenten um die oberen Plätze sieht man in Dresden auch den kommenden Gegner. Für Dynamo-Kapitän Tim Knipping gilt München jedenfalls als „einer der Aufstiegsfavoriten“. 1860-Präsident Robert Reisinger ließ in der Bild-Zeitung zumindest keinen Zweifel am Anspruch des Vereins: „Nächste Saison kann es nur ein Ziel geben und das heißt: Aufstieg!“
Es sei „direkt ein Top-Spiel“, sagte Knipping: „Aber dennoch wollen wir gewinnen, gerade zu Hause.“ Dagegen hätte wohl auch Anfang nichts, der zuletzt am 5. November 2021 bei einem Pflichtspiel coachte.
Doch ihm ist klar: „Es hat alles seinen Grund, warum man in der 3. Liga spielt. Bei aller Tradition muss man im Hier und Jetzt bleiben und die Aufgabe annehmen“, meinte er: „Wenn man nur in der Vergangenheit lebt, wird die Gegenwart umso schwerer.“