Im Tecklenburger Land brennt der Baum! Und das schon eine ganze Weile. Innerhalb eines Jahres ist aus dem Sensationsaufsteiger und Pokalschreck Sportfreunde Lotte ein Chaosklub geworden. Nach Ismail Atalan, Oscar Corrochano und dem Ex-Essener Marc Fascher wird sich der Verein wohl bald zum vierten Mal in dieser Saison von seinem Trainer trennen. Denn was sich am Mittwochabend nach der peinlichen 1:2-Pleite im Halbfinale des Westfalenpokals gegen den designierten Regionalliga-Absteiger TuS Erndtebrück abspielte, spottet jeder Beschreibung.
Sportfreunde-Boss Manfred Wilke, seit vielen Jahren die Antriebsfeder des Vereins, holte nach dem Spiel zum Rundumschlag gegen seinen Trainer aus. Golombek hatte den Gegner offenbar unterschätzt und auf wichtige Leistungsträger wie Tim Wendel und Kevin Pires-Rodrigues verzichtet. Aus diesem Grund platzte Wilke der Kragen. "Unser Fußballlehrer hat das gesamte Mittelfeld enteiert, weil er auf unsere wichtigsten Spieler, Wendel und Pires-Rodrigues, verzichtet hat", wird Wilke von der Neuen Osnabrücker Zeitung zitiert. "Und das in diesem großen Highlight-Spiel. Als ich die Aufstellung gesehen habe, ist mir die Luft weggeblieben."
Das ist für mich ein Ding aus dem Tollhaus
Manfred Wilke
Der haushohe Favorit enttäuschte auf ganzer Linie und verlor verdient. Marco Rente (34.) und Stefan Valentini (56.) schossen den Außenseiter ins Finale. Golombek rechnete nach der Blamage mit seinen Spielern ab. Er bezweifelte, dass sie die richtige Sportart gewählt hätten. "Wir haben gegen Bremen die ersten 30 Minuten verschlafen und heute die erste Halbzeit. Das Problem ist, dass ich der Mannschaft immer wieder das Gleiche erzählen muss."
Diese Aussage brachte das Fass bei Wilke zum Überlaufen. Angesprochen auf die Analyse des Trainers legte der Lotte-Boss richtig los: "Das ist für mich ein Ding aus dem Tollhaus", sagte er gegenüber der NOZ. Golombeks Stellungnahme sei "ein Offenbarungseid" gewesen, polterte Wilke.
Nach diesem öffentlich ausgetragenen Schmierentheater dürfte klar sein, dass Golombek, der die Mannschaft erst Ende Oktober 2017 übernommen hatte, spätestens nach dem Saisonende nicht mehr Trainer der Blau-Weißen sein wird. Dabei kann sich die Bilanz des ehemaligen Trainers des SC Verl durchaus sehen lassen. Der Vorsprung auf die Abstiegsplätze beträgt beruhigende zehn Zähler, zuletzt gelangen zwei Heimsiege. Die Pokal-Blamage gegen Erndtebrück ließ Wilke aber komplett ausrasten. Das wird eine erneute Trainersuche zur Folge haben. Mit einem derart unprofessionellen Verhalten dürfte es Wilke künftig schwer haben, einen qualifizierten Trainer für seinen Verein zu finden.