Am Samstag kann der MSV jetzt sogar noch Meister werden. Hätten Sie damit gerechnet? Daran habe ich während der Saison keinen Gedanken verschwendet. Das ist auch Kosmetik – ich bin da wohl zu sehr pragmatisch veranlagt. Aber die Tatsache, dass wir es werden könnten, stützt meine These, dass der „Aufstiegszug MSV“ immer mehr Fahrt aufgenommen hat, weil die Mechanismen – zwar spät aber planmäßig – angefangen haben zu greifen.#
Wie stehen die Chancen nach der Party-Woche auf Mallorca auf die Meisterschaft? Wir werden nicht nach Wiesbaden reisen, um da gemeinsam mit den Fans nur eine Aufstiegsparty zu feiern. Wir wollen auch dort etwas mitnehmen. Aber das möchte die Arminia in Großaspach ebenfalls. Ich bin überzeugt, dass unsere Jungs auf der Insel zwar gefeiert, sich aber nicht über Gebühr strapaziert haben. Im übrigen war die Arminia ja ebenfalls dort. Mal schauen, wer das besser überstanden hat (lacht). Ich tippe mal darauf, dass unsere Mannschaft ihr Budget ausgereizt hat und die Bielefelder jeden Abend kräftig eingeladen hat.
Kommen wir zum sensibelsten Thema: Die personellen Planungen für die neue Saison. Bleiben Kevin Wolze, Kingsley Onuegbu oder Michael Gardawski? Ich habe ein Angebot für Kingsley Onuegbu und Kevin Wolze abgegeben – allerdings habe ich noch keine abschließende Reaktion von beiden. Bei Michael Gardawski haben wir immer gesagt, dass wir nicht nur ein Spiel bewerten, sondern die ganze Saison im Auge behalten müssen. Da ist meine Entscheidungsfindung noch nicht abgeschlossen.
Wie ist der Stand bei den Neuzugängen? Jeder weiß, dass ich immer dann Personalentscheidungen verkünde, wenn die Tinte unter den Verträgen trocken ist. Ich halte wenig davon, irgendwelche Namen heraus zu posaunen, um Spekulationen anzuheizen.
Auch wenn der Kader noch nicht komplett ist: Wie lautet Ihr Ziel für die neue Zweitliga-Saison? Wir müssen realistisch bleiben: Auch für einen Traditionsverein wie den MSV ist die zweite Liga nach seiner Quasi-Wiedergeburt jetzt absolutes Neuland. Dort werden wir uns erst behaupten müssen. Wir sind die Neuen, die niemand auf der Rechnung hat. Vergangener Ruhm hilft uns jetzt nicht weiter. Wir müssen in Liga zwei zunächst überleben – das wird schon schwierig genug. Es hilft uns auch nicht, populistische Phrasen zu dreschen und uns größer zu machen, als wir wirklich sind. Aber in jedem Anfang liegt auch eine Chance. Die Chance, aus den Fehlern vergangener Jahre zu lernen, uns zu konsolidieren, geduldig unseren Weg zu gehen und uns sukzessive zu verbessern. Und ich persönlich kann nicht mehr tun, als eine seriöse, planvolle und umsichtige Entwicklung des MSV im sportlichen Bereich voranzutreiben.