Gegen die abstiegsbedrohte TuS Koblenz setzte es im vierten Spiel in Folge ohne Sieg eine unnötige, aber verdiente 2:3 (1:1)-Ohrfeige, die noch lange nachschallen wird. Grund: Womöglich stehen die „Zebras“ ohne Trainer da. Denn Peter Neururer hatte einen dicken Hals. „Wenn mir der Verein keine konkurrenzfähige Mannschaft zur Verfügung stellt, mit der wir im nächsten Jahr aufsteigen können, werde ich nicht bleiben.“ Rums, das saß.
„Boss“ Walter Hellmich wollte sich dazu lieber nicht äußern, sondern meinte nur: „Wenn ich Ja sage, gilt es. An mir liegt es nicht, dass wir noch keinen Vollzug vermeldet haben.“ Doch nach der Koblenz-Klatsche wird es dem Unternehmer nach dem Ausstieg des Hauptsponsors „Evonik“ noch schwerer fallen, einen Etat aufzustellen. „Jetzt, wo wir Planungssicherheit für die zweite Liga haben, werden uns die Sponsoren sicherlich nicht die Bude einrennen“, wusste Neururer, dass nicht nur das Ausbleiben der Fernsehgelder ein Loch in die Kasse reißt.
Dabei sah es zu Beginn der Partie nicht nach diesem dramatischen Verlauf aus. Die TuS zog sich zwar weit in die eigene Hälfte zurück, doch der MSV erspielte sich geduldig seine Chancen. Die meisten Angriffe wurden über die rechte Flanke und den agilen Bernd Korzynietz im Zusammenspiel mit Änis Ben-Hatira vorgetragen. Die Belohnung folgte bereits in der 16.Minute. Sandro Wagner, der den Ball bei der Annahme mit dem Arm mitnahm (Wagner: „Ja, der Ball ist mir an die Hand gesprungen.“), setzte sich im Zweikampf gegen Andreas Richter durch, schüttelte den Innenverteidiger im Strafraum ab und versenkte das Leder trocken zum 1:0. Neururer schüttelte den Kopf: „Die TuS war nach einer Viertelstunde die bessere Mannschaft. Es war unsere allerletzte Chance, möglicherweise noch ins Aufstiegsrennen einzusteigen. Aber was wir hier abgeliefert haben, ließ das nicht erkennen.“
Anstatt weiter nach vorne zu drängen, nahmen die Hausherren das Tempo aus der Partie. Statt schneller Kombinationen war plötzlich Sommerfußball angesagt. Und Koblenz witterte die Chance. Eine Flanke reichte aus, um die MSV-Abwehr auszuhebeln und der kleinste Mann auf dem Feld, Zoltan Stieber, köpfte unbedrängt zum 1:1-Ausgleich ein (31.). „Das darf niemals passieren“, schimpfte Neururer.
Auch Neururers energische Halbzeitansprache holte die Duisburger aber nicht aus dem Schlaf. Denn nach dem Wiederanpfiff warteten die 14.096 Zuschauer vergebens auf ein Angriffs-Feuerwerk. Es dauerte bis zur 63. Minute, ehe Korzynietz mit einer perfekt getimeten Flanke am langen Pfosten Änis Ben-Hatira fand. Der Hamburger bugsierte die Kugel aber nur an die Latte. Doch nach einem kurzen Gestocher einen Meter vor der Torlinie fiel das 2:1. Und natürlich war es wieder einmal Cedrick Makiadi, der goldrichtig stand und die „Zebras“ in Front schoss.
Doch wer nun dachte, dass die drei Punkte im Sack seien, sah sich getäuscht. Koblenz konnte nach Herzenslust kombinieren und der MSV schaute zu. Konsequenz: Einen hohen Ball konnten die Duisburger im Sechzehner nicht klären und Manuel Fischer markierte den erneuten Ausgleich – 2:2 (70.). Uwe Rapolder, der sich für ein 4-3-3-System entschied, strahlte: „Ein Dreier in Duisburg ist für uns im Abstiegskampf Gold wert. Gegen Peter ist es für mich immer schwierig gewesen, zu gewinnen, aber wir haben verdient gewonnen.“
Denn der Tiefschlag folgte in der Nachspielzeit. Björn Schlicke machte bei einem Rettungsversuch eine sehr unglückliche Figur und Du-Ri Cha schoss die Blau-weißen ins Tal der Tränen – 2:3. Der Traum ist aus. Neururer deutlich: „Wer jetzt noch an ein Wunder glaubt, lebt auf eine anderen Planten.“ Und Neururer bald nicht mehr in Duisburg?