Er kam als Zuschauer nach Oberhausen und ging als vielgefragter Mann nach Hause. Denn nach dem Ausscheiden von Schiedsrichter-Assistent Stefan Schlott kam der 43-jährige Spanier unverhofft zum Job an der Linie. Und den machte er 45 Minuten richtig gut. RS sprach am Morgen danach mit dem Schiedsrichter-Obmann des Kreises 10.
Carlos Prada, wie haben Sie den Abend in Oberhausen erlebt? Eigentlich mit der Ruhe, die ich auch sonst habe. Natürlich ist etwas Aufregung dabei und man möchte in erster Linie keine Fehler machen. Ich war sehr konzentriert, auch wenn das etwas anderes ist als sonst. Obwohl ich schon seit 27 Jahren aktiver Schiedsrichter bin. Ich habe auch schon in der Regionalliga vor 17.000 Zuschauern in Braunschweig an der Linie gestanden. Eine gewisse Erfahrung ist also da, trotzdem ist es was anderes, wenn man ins kalte Wasser geworfen wird. Die Verantwortung ist da, man will nicht durch ein Abseitstor die Partie ungewollt beeinflussen.
Haben Sie mitbekommen, dass zum Beispiel Osnabrücks Thomas Reichenberger Sie sehr gelobt hat? Nein, nur der ein oder andere kam an und sagte Glückwunsch. Man weiß aber nie genau, wie ernst das gemeint ist. Aber insgesamt bin ich zufrieden. Wichtiger ist aber, dass es dem Kollegen, der ausgeschieden ist, wieder besser geht.
Können Sie kurz erklären, was passierte, bis Sie das OK für den Einsatz bekamen. Ich saß auf der Haupttribüne und habe gesehen, dass irgendetwas vorgefallen ist. Dann kam der Aufruf, dass ein Ersatz gesucht wird. Da habe ich mich noch nicht geregt, weil ich mich nicht ins Rampenlicht drängen wollte. Aber ich hatte das Gefühl, mein Name wird sowieso ausgerufen, weil ich Schiedsrichterobmann in Oberhausen / Bottrop bin. Zudem kennt mich der Schiedsrichter-Betreuer. Dann bin ich zum Innenraum gegangen und habe mich den Leuten vorgestellt und anschließend ging es in die Kabine.
Was geschah dort? Ich wurde den Kollegen vorgestellt, auch dem Beobachter Edgar Steinborn. Es kamen Fragen ob ich mir das zutrauen würde, wir sprachen uns kurz ab und dann ging es raus.
Und Sonntag steht wieder der Bezirksliga-Alltag an. Richtig, um 15 Uhr bin ich in Wachtendonk. In der Bezirksliga will ich weiter aktiv sein, auch wenn es aufgrund der Tätigkeit nicht ganz so oft ist. Als Obmann ist man Funktionär und hauptsächlich darum bemüht, Schiedsrichter auszubilden und zu beobachten. So auch am Samstag, da nutze ich das schöne Wetter, um in der Umgebung die Plätze mit dem Fahrrad abzufahren. Dann sehe ich bei Jugendpartien vorbei und schaue, wie ich die Unparteiischen unseres Kreises in irgendeiner Form fördern kann.
Sie klingen so ruhig, war das auch beim Einsatz in Oberhausen so? Der Puls war zwischendurch etwas höher. Das ist wie im normalen Leben, ich bin von Hause aus aber nicht so nervös. Wenn man zu überdreht ist, neigt man eher dazu, Fehler zu machen.
Wie fiel denn das Urteil von Schiedsrichter-Beobachter Steinborn nach der Partie aus? Das Feedback war positiv – aber ich war nicht der Hauptdarsteller. Es wurde alles analysiert, es gab knappe Szenen, eine wurde von mir womöglich falsch angezeigt. Aber Herr Steinborn war zufrieden. Wie haben Sie dann den Abend verlebt? Gab es viele Anrufe? Ich war schnell wieder unten. Um 21.45 Uhr war ich zu Hause, dann habe ich in aller Ruhe den Bericht im DSF gesehen. Es gab ein paar Anrufe und SMS, das war alles im normalen Bereich.
Und jetzt freuen Sie sich mit der gleichen Vorfreude auf das Match am Sonntag in der Bezirksliga? Aber klar, ich freue mich auf jede Begegnung die ich leite. Mir ist es wichtig, weiter dabei zu sein solange das noch geht. Dann kann man sich auch besser selber in die anderen Kollegen hineinversetzen. Und was steht am nächsten Wochenende an? Da bin ich beim WM-Qualifikationsspiel der Spanier gegen die Türkei, da ich Spanier bin. Wir sind das Wochenende in Madrid, ich habe auch schon Tickets. Aber ich werde keine Sporttasche mitnehmen.