Ralf Minge steckt in der Zwickmühle. Der Manager von Dynamo Dresden hat einen mit mindestens 1,7 Millionen Euro gefüllten Transfer-Koffer, doch sein Club ist als abgeschlagenes Schlusslicht der 2. Fußball-Bundesliga nicht gerade sexy. Schwere Zeiten für Dynamo, denn Verstärkungen sind für die Mission Klassenerhalt angesichts der Leistungen der Hinrunde zwingend nötig.
„Wir sind seit Wochen dabei, den Markt zu sondieren“, betonte Minge und machte deutlich: „Wir reden dabei nicht von strategischen Entscheidungen, sondern von Krisenmanagement. Wir brauchen Spieler, die uns direkt helfen.“ Wie schwer den 59-Jährigen die Situation mitnimmt, wurde nach dem 0:2 zum Jahresabschluss in Nürnberg deutlich. Minutenlang starrte der 59-Jährige auf der Tribüne des Max-Morlock-Stadions in sich zusammengesunken zu Boden, regte sich nicht.
Mehrere Spieler sollen kommen, sowohl offensiv als auch defensiv. Seit Wochen geistern Namen wie die bei Hertha BSC durchgefallenen Angreifer Alexander Esswein und Pascal Köpke durch den Dynamo-Kosmos. Doch womöglich passt das Duo aufgrund der fehlenden Spielpraxis gar nicht ins Anforderungsprofil.
„Wir suchen Spieler, die sofort da sind. Das spielt keine Rolle ob aus Deutschland oder dem Ausland“, sagte Trainer Markus Kauczinski präzisiert: „Man muss das Gefühl haben, dass sie mit Drucksituationen umgehen und uns sofort helfen können. Das suchen wir. Da müssen Qualität und Überzeugung da sein.“
Die größte Baustelle ist die Defensive. Sowohl auf beiden Außenverteidiger-Positionen als auch in der Zentrale fehlt es den Sachsen an Qualität und Stabilität. Torwart Kevin Broll musste in 18 Partien 34-mal hinter sich greifen und wurde nicht selten von seinen Vorderleuten im Stich gelassen.
Erschwerend kommt hinzu: Dresden stellt mit lediglich 17 Toren die schwächste Offensive der Liga. Vor allem aus dem Mittelfeld lassen die Sachsen jegliche Torgefahr vermissen. Hinter den beiden Stürmern Moussa Koné (6 Tore) und Alexander Jeremejeff (4 Tore) sind mit Florian Ballas und Jannis Nikolaou (jeweils 2 Tore) ausgerechnet zwei Defensiv-Akteure die torgefährlichsten Spieler.
Allerdings ist die aktuelle sportliche Situation mit sieben Punkten Rückstand zum rettenden Ufer eher ein Himmelfahrtskommando. Für Profis sind das keine verlockenden Aussichten. Und so muss auch Kauczinski zugeben, dass es ein „harter Kampf“ um geeignetes Personal werde: „Wir sind Tabellenletzter der 2. Liga. Aber wir werden das schaffen, weil wir dennoch Argumente mit dem Stadion und der Stimmung haben.“
Doch gerade die kippte zuletzt erneut. Nach der Pleite in Nürnberg geigten die Dynamo-Fans ihrer Mannschaft – nicht das erste Mal in dieser Saison – gehörig die Meinung. Teilweise flogen Bierbecher. Szenen, die auch eventuelle Neuzugänge abschrecken könnten.
Am 3. Januar versammelt der mit zwei Pleiten in seine Dynamo-Amtszeit gestartete Kauczinski seine Mannschaft zum Trainingsauftakt im „Großen Garten“. Vom 12. bis zum 20. Januar geht es ins Trainingslager ins spanische Mijas, mindestens zwei bis drei Neuzugänge sollten dann bereits mitfliegen. dpa