Zwei Tage nach dem in der allerersten Betrachtung vielleicht etwas ärgerlichen 2:2 bei der KSV Holstein Kiel gibt es zwei gute Nachrichten vom VfL Bochum, dem Tabellendritten der 2. Fußball-Bundesliga. Erstens: Thomas Eisfeld ist am Montag in Berlin erfolgreich an seinem lädierten linken Knie operiert worden. Zweitens: Fast alle beim VfL sind inzwischen froh, aus dem Holstein-Stadion einen Zähler mitgenommen zu haben. Aber? „Jetzt zählt nur der Sieg“, sagt Innenverteidiger Tim Hoogland vor dem Spiel am Dienstag im Ruhrstadion gegen Dynamo Dresden (18.30 Uhr). „Wir wollen den Punkt, den wir in Kiel geholt haben, vergolden.“
Es ist nicht verwunderlich, dass Trainer Robin Dutt gegen den vierten Erfolg im siebten Saisonspiel überhaupt nichts einzuwenden hätte. Aber er weist einmal mehr mit sehr viel Nachdruck darauf hin, dass auch die Partien gegen Kontrahenten, die für die Fans einen vermeintlich kleineren Namen haben, Spiele auf Augenhöhe seien. „Nur der 1. FC Köln und der Hamburger SV stehen von ihren Möglichkeiten her mindestens eine Klasse höher. Alle anderen liegen relativ eng beieinander“, sagt Robin Dutt. „Und jetzt spielen wir gegen einen Gegner, der keinen kleinen Namen hat, sondern einen Traditionsnamen, und ein richtig guter Fußball-Standort ist.“
Dass der 53-jährige VfL-Trainer nicht dieselbe Startelf bringen wird wie in den vergangenen beiden Partien, gilt als wahrscheinlich. Danilo Soares, der linke Verteidiger, wird wegen seiner Innenbandreizung im Knie wohl ausfallen und durch Timo Perthel ersetzt.
Indes plagt sich Offensiv-Mann Robbie Kruse schon seit mehreren Tagen mit Wadenproblemen herum. „Das kann eng werden“, sagt sein Trainer, der Sidney Sam oder Chung-Yong Lee bringen könnte.
Vielleicht wird es sogar mehr Änderungen geben. Und Robin Dutt macht kein Geheimnis daraus, dass bei der Nominierung auch das Bauchgefühl eine Rolle spiele – gerade in einer Englischen Woche. Es gilt dann, Fragen zu beantworten. Nämlich? „Wer ist in der Lage, noch einmal an seine Grenze zu gehen? Wer kann einen frischen Impuls geben?“, sagt er. „Es ist immer ein Pro und Contra. Ich hoffe, dass wir richtig entschieden haben.“
Deutliche Walpurgis-Handschrift
Große Sorgen ums Personal macht sich beim VfL aber anscheinend niemand. „Wenn einer ausfällt, steht der nächste parat“, sagt der offensive Mittelfeldmann Tom Weilandt, der davon ausgeht, dass die Dresdner Mannschaft mit viel Selbstvertrauen ins Ruhrstadion kommen wird. „Aber“, sagt der 26-Jährige, „wir haben genauso viel.“
Wichtig wird sein, dass eine Bochumer Elf auf dem Rasen stehen wird, die sich auf eine anspruchsvolle Aufgabe einrichtet. „Dresden ist eine richtig gute Mannschaft“, sagt Robin Dutt. „Uwe Neuhaus hat in den vergangenen Jahren wirklich eine super Arbeit gemacht. Jetzt ist Maik Walpurgis da und hat eine eigene Handschrift, die sehr deutlich erkennbar ist. Dresden hat nicht umsonst sechs Punkte aus den vergangenen drei Spielen geholt.“ Und dabei ist dem VfL-Trainer besonders die gute Organisation des Dynamo-Teams in der Defensive aufgefallen, das aber trotzdem „im Umschalten nach vorne sehr viel Schnelligkeit hat“.
Um gegen die Sachsen zu bestehen, sollte der VfL seine Konzentration wieder steigern. „Wir waren nicht konsequent genug und haben Kieler Chancen kreiert, indem wir zu leichte Ballverluste hatten“, blickt Tim Hoogland auf den Samstag zurück. „Wir haben ein bisschen viel zugelassen.“
Aber wie schon erwähnt: Niemand hat beim VfL anscheinend zugelassen, dass das späte Gegentor zum 2:2 für etwas länger anhaltende Traurigkeit sorgt. „Es könnte immer noch ein bisschen besser sein, aber die Stimmung ist richtig gut“, sagt Anthony Losilla, der bekanntlich vor seinem Wechsel nach Bochum 2014 zwei Jahre lang das Trikot Dynamo Dresdens getragen hat. Und die Saisonpunkte zwölf, 13 und 14 würden die Bochumer Fußball-Stimmung sicherlich noch mehr verbessern.
Autor: Andree Hagel