"Jeder hat gesehen, dass das Hand war. Deswegen hasse ich diese Relegation", schimpfte der Trainer von Eintracht Braunschweig in den Katakomben nach dem 0:1 (0:1) im Relegations-Hinspiel beim VfL Wolfsburg.
Während Matchwinner Mario Gomez auf dem Weg in die Kabine vom Wolfsburger Aufsichtsrats-Boss und VW-Vorstand Francisco Garcia Sanz fast zärtlich geknuddelt wurde, knöpfte sich Lieberknecht Schiedsrichter Sascha Stegemann nach dessen umstrittenen Elfmeterpfiff vor. "Das tut extrem weh. Mit so einer Entscheidung ist vielleicht die ganze Saison am Arsch", sagte Lieberknecht über die entscheidende Szene des hitzigen Derbys.
Denn der Treffer von Gomez (35.) per Handelfmeter war irregulär, unmittelbar vorher hatte der Nationalspieler den Ball selber mit der Hand gespielt. Doch Stegemann pfiff nicht ab und entschied nur Sekunden später auf Strafstoß, nachdem Eintracht-Profi Gustav Valsvik von Yunus Malli aus kurzer Distanz angeschossen worden war.
"Die Bilder sprechen für sich, ein klares Handspiel von Gomez", sagte Eintracht-Torwart Jasmin Fejzic. Doch Gomez zeigte kein Mitleid und verwandelte sicher. Die Wölfe haben am Ende einer Horror-Saison damit beste Chancen, am Montag (20.30 Uhr/ARD und Sky) im Rückspiel in Braunschweig den Last-Minute-Klassenerhalt perfekt zu machen. Stegemann räumte bei Sky einen Fehler ein. Nach Ansicht der TV-Bilder wäre es "besser gewesen, auf den Pfiff zu verzichten", sagte er.
Pikant: Schon beim Zweitliga-Derby zuletzt in Hannover Mitte April fühlten sich die Braunschweiger von Stegemann benachteiligt. Damals gab er keinen Elfmeter, nachdem 96-Stürmer Martin Harnik den Ellenbogen gegen Julius Biada ausgefahren hatte.
Gomez konnte am Ende die ganze Aufregung um den Pfiff, der keiner hätte sein dürfen, nicht nachvollziehen. "Ich habe die Szene ehrlich gesagt gar nicht gesehen", sagte der 31-Jährige, der so etwas wie die personifizierte Lebensversicherung des Teams von Andries Jonker ist. Schon in der abgelaufenen Bundesliga-Saison erzielte Gomez 16 aller 34 VfL-Tore. "Wir brauchen jetzt auswärts ein Tor, und dann haben wir es geschafft. Und wir werden es schaffen", sagte Gomez mit Blick auf dem Montag.
Doch die Löwen versprechen der Millionentruppe aus der Autostadt noch einmal einen ganz heißen Tanz. "Unser Stadion wird brennen. Dann rechnen wir alles ab", sagte Innenverteidiger Saulo Decarli. Und Fejzic meinte: "Der Tempel wird beim Rückspiel beben, weil uns ganz Braunschweig unterstützen wird." Doch die Statistik spricht eher für die Wölfe: So setzte sich in den Relegationsspielen der vergangenen vier Jahre stets der Bundesligist durch. Gomez und Co. reicht am Montag ein Remis zur Rettung.
Wolfsburg war auch an Himmelfahrt das bessere Team, machte aber insgesamt gegen die bissigen Gäste zu wenig aus seinen Möglichkeiten - wie schon die gesamte Saison. Jonker hätte "gerne zwei oder drei Tore gesehen", dann wäre wohl schon alles klar gewesen. Doch auch so kann Gomez "sehr ruhig" schlafen. "Wir sind immer gut für ein Tor, vor allem auswärts. Und dann wird es schwer für Braunschweig", sagte er. Und ließ sich feiern.