Der warme Applaus der Bochumer Fans begleitete Maxim Leitsch, als er - in beiden Beinen von Krämpfen geschüttelt - gestützt auf Betreuer und Physiotherapeuten, den Rasen verlassen musste. Applaus und Anerkennung für einen 18 Jahre alten Debütanten, der mit Antony Losilla eine aus der Not geborene Innenverteidigung gebildet hatte. Mit durchschlagendem Erfolg. Zum ersten Mal in dieser Saison stand hinten die Null.
Unter diesen Umständen seine ersten Profi-Erfahrungen machen zu müssen, ist schon eine Herausforderung, auch wenn die Unterstützung von außen bei einem Heimspiel gegen die Münchener „Löwen“ sicher größer ist als beispielsweise bei einem Spiel in Dresden. Dort hatte ja nur zwei Wochen zuvor Gökhan Gül, der künftig für Fortuna Düsseldorf spielen wird, debütiert.
Dennoch: Gegen einen auch mit 37 Jahren noch nimmermüden Fußball-Berserker wie Ivica Olic zu bestehen oder gegen einen Großverdiener wie Stefan Aigner, das ist schon allerhand. Gottlob hatte der Essener, der bis zur laufenden Spielzeit ausschließlich die Rolle des linken Außenverteidigers bekleidete, früh seine Nervosität („Ich hatte es mir schlimmer vorgestellt“) ablegen können. Danach, sagt Maxim Leitsch leichthin, „konnte ich mein Spiel spielen“.
Ein Spiel, das weniger auf Robustheit („Ich bin sicher nicht der Breiteste“), sondern mehr auf Leichtfüßigkeit, Flinkheit und Antizipation basiert. Leitsch, der als Knirps in der E-Jugend dem VfL den Vorzug vor dem ebenfalls interessierten FC Schalke 04 gegeben hatte („Es ist mir damals so vorgekommen, dass in Bochum der Umgang freundlicher war“), weiß um seine Stärken. „Ich hatte noch nie ein Problem mit Schnelligkeit“, sagt der 18-Jährige, der nur zu gerne dem Zweitliga-Debüt kurz vor Jahresschluss noch einen Auftritt im Hamburger „Freudenhaus“, das derzeit jedoch unter einem erheblichen Mangel an Freude leidet, hätte folgen lassen. Aber eine Magen-/Darm-Erkrankung machte einen dicken Strich durch diese Rechnung. Und die Quittung dafür nahm schließlich Timo Perthel, der in Hamburg unerwartet von der Außenbahn in die Zentrale wechseln musste, mit nach Hause: Rote Karte und zwei Wochen Sperre.
Wie Maxim Leitsch sich auf St. Pauli geschlagen hätte, weiß man nicht, auf weitere Bewährungsproben in der zweiten Saisonhälfte wartet er jedoch voller Hoffnung. Momentan ist er auf der linken Innenverteidiger-Seite die Nummer zwei hinter Felix Bastians, allerdings hat Pawel Dawidowicz bislang sowohl rechts wie links gespielt. Der Leih-Spieler von Benfica Lissabon hat bislang auch immer, wenn er denn einsatzfähig war, den Vorzug vor dem 18-Jährigen bekommen. Nähme der VfL im Fall Dawidowicz im Sommer seine Kaufoption wahr, dann wären die Aussichten für Maxim Leitsch, mehr Spielanteile zu bekommen, denkbar gering.
Das sollte man bedenken, wenn man darüber nachdenkt, dass Leitsch seinen bis 2017 datierten Vertrag noch nicht verlängert hat. Er will keinen Fehler machen: „Mal abwarten, wie die zweite Saisonhälfte verläuft. Irgendwann wird dann eine Entscheidung fallen.“