Schließlich war das, was die Mannschaft in der zweiten Halbzeit gegen die „Schanzer“ bot, schlichtweg „unter aller Sau“, wie Kosta Runjaic treffend analysierte. Duisburg versagte ausgerechnet im „richtungweisenden Spiel“ im Kollektiv. Mit fünf Pünktchen nach zehn Spieltagen und einem Torverhältnis von 6:21 ist das einzige, was in Duisburg leuchtet, die Rote Laterne – und das zurecht.
Kraft-, kampf- und mutlos Kraft-, kampf- und mutlos präsentierten sich die Blau-Weißen in der zweiten Hälfte gegen biedere Gäste. Gerade einmal zwei Chancen konnte sich Duisburg erarbeiten und wurde bei den Gegentoren düpiert. Die bittere Erkenntnis: Der Aufwärtstrend der Vorwochen kam nur zustande, weil alle am Limit spielten. Allerdings ist es unmöglich, die gesamte Restsaison an die Leistungsgrenze zu gehen. Da sind auch Runjaic die Hände gebunden, denn er muss mit dem vorhandenen Spielermaterial auskommen. Kurzum: Der MSV steht am Abgrund.
Das allerdings nicht nur sportlich. Viel schlimmer als der letzte Tabellenplatz wiegt die wirtschaftliche Misere. Die Meidericher schreiben dicke rote Zahlen und müssen bei der Nachlizenzierung mit dem Schlimmsten rechnen: Punktabzug! Weil ohnehin erst fünf Zählerchen verbucht sind, könnte Duisburg zu Beginn der Rückserie also auch sportlich im Minus stehen. Ein Horror-Szenario, das angesichts des Rückfalls in längst vergessen geglaubte Zeiten aber realistisch erscheint. Denn mit der „Leistung“ gegen den FCI wird sicherlich kein Punkt mehr eingefahren.
Hausgemachte Finanzprobleme
Warum die Zebras finanziell vor dem Ruin stehen, ist eindeutig und hausgemacht. Zum einen reißen die ausbleibenden TV-Einnahmen ein Millionenloch in die Kasse. Außerdem schlagen die Trainerentlassung von Oliver Reck, die bislang wirkungslosen „Panikeinkäufe“ von Antonio da Silva, Ranisav Jovanovic sowie Xhelil Abdulla negativ zu Buche. Das größte Problem ist aber das rückläufige Sponsoring, das durch die Vermarktung in Eigenregie eigentlich ausgebaut werden sollte. Auch hier gilt: Kollektiv versagt! Denn die Geldgeber vertrauen den neuen Strukturen nicht, ziehen sich nach dem Aus der Hellmich-Marketing zurück und hinterlassen ebenfalls eine Millionenlücke. Unterm Strich sind die Zuschauereinnahmen der einzige Bereich, in dem der MSV bei den Erlösen (noch) im Plan liegt.
Weil die Kalkulationen nicht aufgehen, muss frisches Geld her, um den K.o.-Stoß bei der Nachlizenzierung zu verhindern. Nach RS-Informationen soll zwar Ende dieser, Anfang nächster Woche ein namhaftes Kreditinstitut als neuer Sponsor vorgestellt werden (es handelt sich nicht um die von Hans-Werner Tomalak geführte Sparkasse), doch selbst diese neugenerierte Kohle reicht noch lange nicht aus, um das Minus auszugleichen.
Deshalb soll auch schnellstens die Anleihe (RS berichtete ausführlich) an den Markt gehen. Bereits Ende November sollen drei oder vier Millionen gezeichnet werden können. Der letzte Versuch, das MSV-Schiff vor dem Kentern zu retten. Geht das Projekt baden, könnte den Zebras im Winter das Wasser mehr als nur bis zum Hals stehen.