Nur zwei Tage nach der offiziellen Gedenkfeier für die Opfer der Loveparade ist es in der SLR-Arena erneut andächtig geworden. 9.027 Zuschauer gedachten der Verstorbenen. Kurz vor dem Benefizspiel zwischen dem MSV und Schalke fand Duisburgs Vereinschef Dieter Steffen bewegende Worte, um der 21 Toten und mehr als 500 Verletzten zu gedenken. „Mit diesem Match wollen wir zeigen, dass Hilfe auch über die Grenzen der fußballerischen Rivalität möglich ist.“ Denn die Einnahmen aus der Neuauflage des DFB-Pokal-Endspiel kommen den Angehörigen der Opfer zu Gute.
Und es ging auch gleich zur Sache. Die Gastgeber fühlten sich nach gerade einmal sieben Minuten auch sofort wieder an Berlin erinnert. Wie schon in der Hauptstadt war es erneut der Schalker Youngster Julian Draxler, der die gesamte Defensive des MSV austanzte, auf Mario Gavranovic ablegte und dieser uneigennützig Edu in Szene setzte. Die einzige Spitze des S04 hatte keine Probleme, das Leder aus drei Metern zum 1:0 für Schalke über die Linie zu drücken.
Damit zeigte sich erneut das große Duisburger Problem. Die Abwehr, in der dieses Mal Markus Bollmann für den zuletzt schwachen Benjamin Kern drin war, funktioniert einfach nicht. Wie schon in Karlsruhe oder gegen Cottbus lagen die Weiß-Blauen wieder einmal früh zurück. Milan Sasic, der auf Goran Sukalo (Platzwunde über dem Auge), Emil Jula (Wadenverletzung) und kurzfristig auch auf Flamur Kastrati (muskuläre Probleme) verzichten musste, wird die Defizite mit einem dicken Hals zur Kenntnis genommen haben.
Grund zur Entspannung hatte der Duisburger Trainer erstmals in der 17. Minute. Nach einer Hereingabe von Sergej Karimow verfehlte Valerie Domovchiyski nur um Zentimeter den Kasten von Lars Unnerstall. Nur drei Minuten später hatte der Ex-Berliner erneut Pech, dass der Keeper seinen Schuss noch abwehrte. Die anschließende Ecke konnten die Gäste nicht energisch genug klären, das Leder landete genau vor den Füßen von Daniel Brosinski und der ehemalige Kölner fackelte nicht lange. Mit einem Gewaltschuss aus 17 Metern drosch er das Spielgerät unhaltbar in den Winkel – 1:1 (21.).
Während die Zebras alle Akteure ins Rennen schickten, verzichtete Ralf Rangnick auf fast alle seine Stars. Ohne Raul, Benedikt Höwedes, Ralf Fährmann, Christian Fuchs, Kyrgiakos Papadopoulos, Alexander Baumjohann, Jurado und Lewis Holtby ging Rangnick in die Generalprobe, die eigentlich für einen guten Zweck gedacht war. „Wir sind aber alle mitgekommen, um den Opfern der Loveparade die Ehre zu erweisen“, erklärte Fährmann, der sich in der Halbzeitpause eine Bockwurst im Presseraum gönnte, warum die Stars zwar nicht auf dem Platz, dafür aber in der SLR-Arena weilten. Dafür war bei den Königsblauen aber Rückkehrer Jermaine Jones dabei, für den sich bislang kein Abnehmer finden ließ.
In der 39. Minute gab es dann erneut das Duell zwischen „Domo“ und Unerstall und wie schon zuvor blieb der Torwart der Sieger. Mit einem tollen Reflex lenkte er den Schuss des Duisburgers aus vier Metern gerade noch über die Latte. Spätestens seit dieser Großchance war klar, dass es für Schalke dieses Mal kein Spaziergang wie am 21. Mai sein würde.
Das zeigte auch die 60. Minute, als Matthias Schober einen Ausflug machte, das Duell 20 Meter vor seinem Kasten gegen Domovchiyski verlor und froh sein konnte, dass Brosinski die Hereingabe des Angreifers nicht mehr verwerten konnte.
Doch sechs Minuten später war es so weit. Die Duisburger, die sich regelrecht in das Derby reingekämpft hatten, wurden für ihre Bemühungen belohnt. Nach einem Freistoß von Kevin Wolze wuchtete sich Bruno Soares in den Schuss und ließ Schober keine Chance – 2:1 (66.). In der 85. Minute hätte Maurice Exslager sogar noch das 3:1 erzielen können, doch sein Schuss strich um haaresbreite am langen Pfosten vorbei.
Das Benefizspiel hat somit nicht nur seinen eigentlichen Zweck erfüllt, sondern den Zebras nach dem verkorksten Saisonstart auch neues Selbstvertrauen eingehaucht. Und das können sie am Samstag in der ersten Runde des DFB-Pokals beim SV Babelsberg auch gebrauchen. Dem FC Schalke bleibt die Erkenntnis, dass der zweite Anzug an vielen Stellen noch kneift.