Zweitligist 1860 München steht weiterhin vor einer ungewissen Zukunft. Zwar konnten sich die "Löwen" durch den 2:0-Erfolg am Freitagabend gegen den Karlsruher SC etwas Luft im Abstiegskampf verschaffen, die finanziellen Sorgen machen dem zu Saisonbeginn so ambitionierten Klub jedoch weiter zu schaffen. Gerüchten zufolge steht der Verein kurz vor der Insolvenz.
"Da haben wir ein Riesenproblem"
Beim Stadionpartner Bayern München schrillen derweil die Alarmglocken. "Da haben wir ein Riesenproblem. Denn es sieht so aus, als wäre 1860 quasi insolvent. Das hat zur Konsequenz, dass wir wahrscheinlich wirklich viel Geld in die Hand nehmen müssen, um unseren Partner 1860 und das Stadion zu retten", sagte Manager Uli Hoeneß im Aktuellen Sportstudio des ZDF. Seit zwei, drei Monaten sei man rund die Hälfte der Zeit damit beschäftigt, dafür Lösungen zu finden.
Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung (SZ) läuft bereits jene Drei-Wochen-Frist, in der die Vereinsführung der "Löwen" zum Gericht gehen und Insolvenz anmelden muss, wenn man sich nicht strafbar machen will. Zudem sei aus dem Klub verlautet, dass 1860 nur noch zwei Wochen blieben, um die Insolvenz abzuwenden.
"Wir werden es schaffen"
Der neue Präsident Alfred Lehner gibt sich trotz der offensichtlich dramatischen Finanzlage optimistisch. "Wir werden es schaffen. In nicht allzu ferner Zeit wird es erste Erfolge in der Finanzfrage geben", sagte Lehner der Bild am Sonntag. Zudem bezeichnete er Berichte über die drohende Insolvenz als "ein Gerücht. Das ist völliger Quatsch".
Die SZ schrieb dagegen, dass es von Tag zu Tag unwahrscheinlicher werde, dass es dem neuen Geschäftsführer Finanzen, Stefan Ziffzer, gelinge, nach dem Deutschen Sportfernsehen (DSF) auch den Traditionsklub zu retten. Ziffzer hatte sich im Zuge der Kirch-Pleite bei dem Spartensender als Krisenmanager profiliert.
Laut Hoeneß schränkt die Situation bei den "Löwen", die wie Bayern 50 Prozent an der gemeinsam betriebenen Allianz Arena halten, beim Rekordmeister den finanziell aufwendigen Neuaufbau einer international schlagkräftigeren Mannschaft ein. Die gemeinsame Kreditlast von rund 300 Millionen Euro und die Betriebskosten sind auch für die finanziell gut aufgestellten Bayern nicht zu stemmen.
Lizenz nur unter strengen Auflagen
Der Zweitligist hatte am Freitag von der Deutschen Fußball Liga (DFL) die Lizenz für die Saison 2006/07 nur unter strengen Bedingungen erhalten. So muss der Klub bis Ende Mai nachweisen, dass 1860 in der kommenden Spielzeit über 10 bis 15 Millionen Euro verfügen kann. Sollte diese Bedingung nicht erfüllt werden, stünde der Lizenzentzug und der Zwangsabstieg in die Regionalliga Süd an. Schlimmstenfalls könnte es auch bis in die vierte Liga gehen, abhängig vom Zeitpunkt eines Insolvenzantrags.
Um dieses Szenario zu verhindern, muss der als Aufstiegsfavorit in die Saison gegangene Klub binnen weniger Tage mehrere Millionen Euro auftreiben. Ziffzer bemüht sich darum derzeit vor allem bei der Vermarktungsagentur IMG und bei den Bayern. Im Verkauf von Stadionanteilen an den Partner wird ebenfalls eine Möglichkeit zur Konsolidierung gesehen. Sollte es dem Verein nicht gelingen, das nötige Geld zu beschaffen, wäre es die erste Pleite eines Profi-Klubs in Deutschland während der Saison.
Als Ursachen für die finanziellen Probleme gelten der ausgebliebene sportliche Erfolg, die hohen Kosten für die Mannschaft, der geringe Absatz der so genannten Business Seats im Stadion sowie die Altlasten aus den Präsidentschaften von Karl-Heinz Wildmoser und Karl Auer.