Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Köln hat den Kampf um Trainer Uwe Rapolder für sich entschieden. Der 46 Jahre alte Cheftrainer von Arminia Bielefeld verlässt nach nur 14 Monaten die "Alm" und will stattdessen mit den "Geißböcken" in der kommenden Saison den Klassenerhalt schaffen. Bei den Rheinländern unterschreibt Rapolder einen Einjahresvertrag bis 30. Juni 2006; darüber hinaus existiert eine beidseitige Option auf eine weitere Saison. "Ich hatte eine schöne Zeit in Bielefeld. Es ist selten, dass man im Erfolgsfall geht, aber ich hatte Bedenken, nicht mehr die Kraft für einen Neuaufbau zu haben", sagte der Fußballlehrer: "Ich habe mit meiner Familie jetzt dreieinhalb Jahre in Ahlen gelebt. Es war Zeit für einen Cut und eine neue Umgebung."
Rapolder war nicht nur bei den Kölner "Geißböcken" im Gespräch, sondern soll auch von Borussia Mönchengladbach, dem VfL Wolfsburg und dem 1. FC Kaiserslautern umworben worden sein. "Mit Uwe Rapolder konnten wir unsere Wunschlösung realisieren. Wir haben uns in intensiven Gesprächen auf eine klare Linie verständigt und sind von der Qualität seiner Arbeit absolut überzeugt", kommentierte Präsident Wolfgang Overath die Verpflichtung Rapolders.
Manager Andreas Rettig war "froh und erleichtert", dass Rapolder dem FC die Zusage gab: "Er ist ein excellenter Trainer, der sich die Entscheidung bis zuletzt schwer gemacht hat. Er ist eben kein Coach, der von Ast zu Ast springt. Seine Handschrift, seine Spielideen sind bei Arminia Bielefeld zu sehen."
In Köln tritt er die Nachfolge von Aufstiegstrainer Huub Stevens an, der aus privaten Gründen am Saisonende bei den Rheinländern ausscheidet, um sich verstärkt um seine kranke Ehefrau zu kümmern. Allerdings ist Stevens weiterhin als neuer Trainer bei Roda Kerkrade im Gespräch.
Overath hatte zwar immer Ex-Coach Christoph Daum als "Wunschtraum" bezeichnet, allerdings ließ sich eine Rückkehr des "Um-ein-Haar-Bundestrainers" offiziell aus finanziellen Gründen nicht realisieren. Am Dienstag gab Rapolder seinen Wechsel zum FC offiziell bekannt und beendete das wochenlange Rätselraten um seine Zukunft.
Der frühere Freiburger Zweitliga-Profi hatte die Arminia nach seinem Amtsantritt am 1. März 2004 mit einem starken Schlussspurt noch in die erste Liga geführt und dort schließlich zum vorzeitigen Klassenerhalt sowie ins Halbfinale des DFB-Pokals (0:2 bei Bayern München). Durch die Abgänge der "halben Mannschaft" - im Einzelnen Delron Buckley (Borussia Dortmund), Patrick Owomoyela (Werder Bremen), Ervin Skela (1. FC Kaiserslautern), Benjamin Lense (1. FC Nürnberg), Matthias Langkamp (VfL Wolfsburg) und Bernd Rauw (Alemannia Aachen) - sah Rapolder in Ostwestfalen aber nur wenig Perspektiven für eine erfolgreiche Zukunft und verlässt die Arminia nun trotz erst im Dezember bis 2007 verlängerten Vertrages. Angeblich sollen die Kölner für Rapolder eine Ablösesumme von 300. 000 Euro zahlen.
Mit der Entscheidung über seine Zukunft hatte sich der studierte Betriebs-Wirt und "Fußball-Philosoph" lange Zeit gelassen, schließlich sei er "so lange der Musik hinterhergelaufen" und "nie zur richtigen Zeit am richtigen Ort" gewesen. "Ich will zu einem Verein, bei dem wirklich was zu bewegen ist", hatte er angekündigt. Zudem drängten offenbar seine Kinder auf einen Wegzug aus Ahlen, "wo es nicht einmal ein Kino gibt". Einen Studienplatz für die 19-Jährige Tochter Stefanie soll der FC schon besorgt haben.
In Bielefeld ist man sauer über die Entscheidung und vor allem die vorherige Hinhalte-Taktik Rapolders. Dennoch will die Arminia nach einem der besten Jahre der Vereins-Geschichte den Aufbau fortsetzen. "In elf Jahren hier haben wir schon viele wichtige Spieler verloren und immer wieder etwas aufgebaut", sagte Sport-Manager Thomas von Heesen. Als Nachfolger von Rapolder werden der frühere Arminen-Coach Ernst Middendorp sowie Peter Neururer (VfL Bochum), Bruno Labbadia (Darmstadt 98) und der frühere Ottmar-Hitzfeld-Assistent Michael Henke gehandelt.