Die Stadt Bielefeld wird dem in einer schweren finanziellen Krise steckenden Zweitligisten den so dringend benötigten Kredit in Höhe von 4,85 Millionen Euro mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht gewähren.
Der Hauptausschuss der Stadt lehnte am Donnerstagabend mit Hinweis auf die Finanzlage der Kommune eine entsprechende Hilfe ab. Mit der Mehrheit von CDU und Grünen wurde der Kredit-Antrag des Vereins zurückgewiesen. Die SPD-Ratsfraktion hatte sich zuvor mehrheitlich für die Finanzhilfe ausgesprochen. Am Freitag fand um 15.00 Uhr die entscheidende Ratssitzung statt, alles andere als die Bestätigung des Votums käme einer Riesenüberraschung gleich.
Damit klafft weiter ein Riesenloch in den Finanzen. Die Hälfte der Verbindlichkeiten in Höhe von geschätzt zehn Millionen Euro sind durch die Wirtschaft abgedeckt. Bis Mittwoch (2. Juni) muss Bielefeld die für die Lizenzerteilung notwendigen Unterlagen bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) abgeben. Gelingt das nicht, geht es steil bergab. Sowohl die ausgegliederte Profifußball-Abteilung als auch der Gesamtverein gingen dann in die Insolvenz. Die Zwangsversetzung in die 3. Liga bis hinunter in die Kreisliga C wäre möglich.
Vorstandsmitglied Andreas Mamerow und Norbert Leopoldseder als Aufsichtsratsvorsitzender hatten mit dem Hauptausschuss am Donnerstag in zweieinhalb Stunden "ein sehr offenes und konstruktives Gespräch" (Mamerow) geführt. "Da haben wir viele Detailfragen zu unserem Rettungskonzept beantwortet. Wir haben um Hilfe gebeten, nichts gefordert, denn das stand uns nicht zu", sagte Mamerow.
Die SPD mit Oberbürgermeister Pit Classen an der Spitze war allerdings die einzige Fraktion, die daraufhin "ja" zu einem Kredit sagte. Das Geld sollte von der städtischen Beteiligungsgesellschaft BBVG aus vorübergehend nicht benötigten liquiden Mitteln zur Verfügung gestellt werden.
Leopoldseder hatte schon vor dem Termin mit der Stadt Bielefeld ein schlechtes Gefühl und nicht daran geglaubt, dass es "zu einem positiven Ende" kommt. "Man muss sich einmal vorstellen: Die Mannschaft wäre sofort frei, die Spieler könnten überall verpflichtet werden. Und unsere vielen Mitarbeiter. Die haben den absoluten Kampfeswillen, brennen darauf, weiterzumachen, haben jeden Tag zehn Stunden für uns geschuftet. Was würde das für Emotionen freisetzen, wenn es doch noch klappt. Deshalb: Das kann doch nicht alles gewesen sein", sagte Leopoldseder.
Untergangsstimmung herrscht jedoch schon bei den Fans, die den Verein bereits symbolisch begraben haben. Rund 50 Anhänger stellten nach Angaben von Radio Bielefeld am Donnerstagabend im Stadion der Arminia Kerzen im Mittelkreis auf. Apropos Stadion: Die schmucke Arena auf der Alm bietet 27.000 Zuschauern Platz. Das Finale der U20-WM der Frauen in diesem Jahr könnte damit das letzte größere Ereignis sein, sollte die Arminia von der Fußball-Landkarte verschwinden. Mamerow: "Das wird eine Bauruine, da machen wir uns nichts vor."