Konsterniert und kleinlaut verabschiedete sich der "Lautsprecher der Liga" von seiner in der Winterpause vollmundig ausgerufenen Aufholjagd des Zweitligisten Energie Cottbus. "Über den Aufstieg brauchen wir nicht mehr zu reden. Wir müssen jetzt den Vorsprung nach hinten halten, sonst wird es ungemütlich", sagte der Trainer nach dem enttäuschenden 0:1 (0:0) gegen den MSV Duisburg.
Ungemütlich könnte es in den kommenden Wochen auch für den Coach selbst werden, denn das Klima beim Bundesligaabsteiger ist genauso frostig wie die Temperaturen in der Lausitz. Die Anfangseuphorie um "Pele" Wollitz, der zu Saisonbeginn mit jungen deutschen Spielern frischen Wind in die jahrelang als Legionärstruppe verrufenene Mannschaft gebracht hat, ist längst verflogen. Angesichts von elf Punkten Rückstand auf Relegationsplatz drei machen sich Ernüchterung und Frust breit, die bei weiteren Niederlagen Wollitz zum Verhängnis werden könnten. "Weiß, dass auch ich an Ergebnissen gemessen werde"
"Die Grundrichtung, die wir eingeschlagen haben, stimmt, denn zum Umbruch gibt es keine Alternative. Aber ich weiß, dass auch ich an Ergebnissen gemessen werde", sagte Wollitz, der wegen seiner Erkrankung in der vergangenenen Woche nur das Abschlusstraining leiten konnte. Rückendeckung in der Krise erhält der 44-Jährige von Energie-Präsident Ulrich Lepsch: "In Cottbus gibt es keine Trainerdiskussion."
Die Geduld der Fans ist allerdings strapaziert. "Wir brauchen keine Parolen - Aufholjagd heißt Punkte holen", schrieb ein Anhänger auf einem Plakat. Wollitz muss nun beweisen, dass hinter seiner emotionalen Art mehr steckt als nur heiße Luft. Nach seiner Ankunft im Sommer durfte der ehemalige Bundesligaprofi den Kader und Trainerstab nach seinen Vorstellungen umbauen - der Erfolg blieb bislang aus. Ex-Coach Ede Geyer meldet sich zu Wort
"Mir fehlt das Feuer und die Typen, die Betrieb machen", wetterte der frühere Cottbuser Erfolgstrainer Eduard Geyer am Montag auf der Tribüne. Früher richtete sich die Mannschaft in Krisenzeiten an ihrem Kapitän Timo Rost auf, doch der ist inzwischen zum ambitionierten Oberligisten RB Leipzig geflüchtet, weil er mit Wollitz nicht zurechtkam.
Gegen Duisburg mangelte es vor 6188 Zuschauern im Stadion der Freundschaft jedoch nicht nur an Führungsspielern, sondern auch an der Chancenauswertung. Selbst ein frühes Elfmetergeschenk der Gäste nach einem Handspiel von Tiago im eigenen Strafraum konnten die Cottbuser in Person von Emil Jula, der an MSV-Torhüter Tom Starke scheiterte, nicht nutzen (3.). Bestraft wurde diese Nachlässigkeit in der Nachspielzeit durch den Treffer des Tages von Duisburgs Winter-Neuzugang Srdjan Baljak.