Die Gerüchte um die finanziell ernste Situation des Bundesligisten Hertha BSC Berlin haben sich bestätigt. Auf der Mitgliederversammlung des Traditionsklubs überbrachte Hertha-Manager Dieter Hoeneß den 1000 Anwesenden im ICC-Gebäude die Schreckensnachricht. "Es gab natürlich viele Fragen, sehr viele Fragen, die gestellt wurden. Teils sehr sachlich, teils, und das ist in dieser Situation ja auch verständlich, da will ich mich gar nicht beklagen, auch polemisch. Aber es ist ganz logisch, es wurde eines zum Ausdruck gebracht. Und zwar, dass Sorge um Hertha BSC besteht. Deswegen ist es ganz selbstverständlich, dass wir uns dieser Sorge stellen", erklärte Hoeneß. Insgesamt drücken den zweimaligen deutschen Meister 35,2 Millionen Euro Schulden, davon 17,7 Millionen Euro kurzfristige Verbindlichkeiten bei Banken.
Aktuelle Finanzlöcher sind zuletzt bereits durch vorgezogene Einnahmen ("Signing Fees") durch Sponsoren gestopft worden. Die Mindereinnahmen resultieren aus dem Stadionumbau (15 Millionen), Kirch-Krise (12 Millionen) und Investitionen in die Infrastruktur (8 Millionen). Hoeneß kündigte aber ein tragfähiges Finanzierungskonzept an, dass in den nächsten Monaten zum Abschluss gebracht werde. Zudem stellte der Hertha-Manager einen Vertrag "mit einem strategischen Partner aus der deutschen Wirtschaft" in Aussicht, allerdings nicht innerhalb der kommenden sechs Monate.
Operativer Überschuss dank Umstrukturierung
Hertha-Finanzchef Ingo Schiller konnte jedoch erstmals seit drei Jahren positive Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2004/2005 vermelden. Die Bilanz wies bei einem Umsatz von 79 Millionen Euro einen operativen Überschuss von 11,3 Millionen Euro aus. In den drei Geschäftsjahren zuvor hatte Hertha ein Minus von mehr als 16 Millionen Euro erwirtschaftet. Das Plus resultiert allerdings allein daraus, dass der Klub Rechte an Tochtergesellschaften ausgegliedert hat. Ohne diesen Sondereffekt hätte es laut Schiller ein Minus von 4,2 Millionen Euro gegeben.
Politiker der Stadt hatten durch diverse Äußerungen Fragen nach der Liquidität des Vereins aufgeworfen. Berlin müsse der Hertha mit verbesserten Konditionen beim Pachtvertrag für das Olympiastadion (bis 2017) entgegenkommen, um die Existenz des Klubs nicht zu gefährden, hieß es. Der neue Kontrakt erspart den Berlinern rund eine Million Euro pro Saison.