Zehn Jahre lang hat er für den FC Basel gespielt, in der letzten Saison durfte er sich am Ende sogar über die Meisterschaft freuen und die Tatsache, dass er schweizerischer Nationalspieler ist, der inzwischen fünf Einsätze für die Eidgenossen verzeichnen kann. Kein Wunder, dass Philipp Degen als Hoffnungsträger nach Dortmund kam, der auf der rechten Seite, dem ewigen Problemkind beim BVB, hinten für Sicherheit und vorne für Schwung sorgen sollte.
Die Bilanz der ersten zwei Monate ist für den 22-Jährigen jedoch ernüchternd, gleich in zweifacher Hinsicht. Immerhin verkündete der Junggeselle bei seinem Amtsantritt: "Ich bin ein Winner-Typ". Doch mit den Borussen konnte er bisher nicht einen Pflichtsieg einfahren. Außerdem gerät er persönlich in den Fokus der Kritik, wie nach dem deprimierenden Pokal-Aus in Braunschweig, als sein Patzer an der Außenlinie die Niederlage perfekt machte. "Er hat einige Stellungsfehler begangen, die Gegner liefen ihm im Rücken weg. Er will immer nur nach vorne, aber er muss erst einmal lernen, zu verteidigen", tadelte Coach Bert van Marwijk seinen Neuzugang nicht zum ersten Mal, denn schon nach dem Schalke-Match beklagte sich der Niederländer über die nicht eingehaltene Zuordnung von Degen bei Kevin Kuranyis Kopfballtreffer.
Der Gescholtene selbst, der eine imponierend positive Grundhaltung an den Tag legt, weiß, was er besser machen muss, bittet aber trotzdem um etwas Geduld: "Mit der Kritik muss ich leben, die gehört zum Geschäft, zumal klar ist, dass ich mein Spiel ändern muss. In Basel haben wir total anders gespielt. Ich befinde mich in einem Lernprozess, und ich will lernen, damit ich die Fehler abstellen kann."
Dass es geht, bewies er in der vergangenen Woche, allerdings nicht im Dress der Schwarz-Gelben, sondern im Trikot der Nationalmannschaft, die 2:0 in Norwegen gewann. "In der Begegnung habe ich mir Selbstbewusstsein geholt", erklärt der 1,85-m-Mann, der die breite Brust aber nicht mit nach Braunschweig nehmen konnte. Denn sein Offensivdrang liegt ihm irgendwie im Blut, selbst wenn sein Verstand ihn bremsen will. "Meine großen Stärken liegen nun einmal in der Vorwärtsbewegung, trotzdem muss ich die Abwehrfehler abstellen."
Schließlich will er auch in Zukunft im Westfalenstadion spielen und die Partien nicht von der Bank aus verfolgen: "Die Atmosphäre gegen Schalke war einzigartig. Darum müssen wir zuhause auch wieder eine Macht, eine Festung werden, die vom Gegner gefürchtet wird. Schon alleine wegen der Fans." Doch wer uneinnehmbar werden will, der muss auch die beiden Flügel zum Bollwerk umfunktionieren.