Startseite » Fußball » 1. Bundesliga

Ramadan steht an
Ahanfouf will ins Paradies

Ramadan: Ahanfouf will ins Paradies
Borussia Dortmund
Borussia Dortmund Logo
17:30
TSG 1899 Hoffenheim Logo
TSG 1899 Hoffenheim
18+ | Erlaubt (Whitelist) | Suchtrisiko | Hilfe unter www.buwei.de | -w-

Fasten bei 35 Grad Celsius im Einklang mit körperlichen Höchstleistungen: Ab Samstag brechen für die muslimischen Fußballer wieder harte Zeiten an.

Denn für vier Wochen - den islamischen Fastenmonat - ist für strenggläubige Moslems Essen und Trinken von morgens fünf bis abends sechs Uhr tabu. Die im Koran verankerte religiöse Pflicht sieht es so vor. Die Profis müssen sich entscheiden zwischen dem Glauben und der Gesundheit. "Es ist ein leicht veränderter Rhythmus, aber das ist kein Problem für mich. Ich stehe um halb vier Uhr auf und esse und trinke reichlich", sagt Jaouhar Mnari, Tunesier in Diensten des Bundesliga-Aufsteigers 1. FC Nürnberg.

Eine Beeinträchtigung im täglichen Konkurrenzkampf um die Plätze in Nürnbergs Startelf ist für Mnari, der während der vierwöchigen Fastenzeit zwei bis drei Kilogramm verliert, kein Thema. Für ihn sei es sogar der schönste und wichtigste Monat im Jahr, berichten sein Freunde: "Aus diesem Monat mit mehreren Gebeten am Tag schöpft er eine unglaubliche Kraft."

Abdelaziz Ahanfouf (Foto: firo).

Ebenfalls ein Vorreiter in Sachen Einhaltung des Ramadans ist der derzeit vereinslose Profi Abdelaziz Ahanfouf, der sich bei Fortuna Düsseldorf fit hält und beim Zweitligaaufsteiger auf einen neuen Vertrag hofft. Der Marokkaner mit deutschem Pass hielt sich stets radikal an die Gesetze - ohne dabei an Leistungsstärke einzubüßen. Bester Beweis: Den einzigen Hattrick seiner Laufbahn schoss der 31 Jahre alte Angreifer just im neunten Monat des islamischen Mondkalenders.

Weder Essen noch Trinken, dazwischen Training und Spiele auf Bundesliga-Niveau, wie das gehen soll? "Die ersten Tage sind schon hart, manchmal zwickt es auch mal hier oder tut da weh, aber wenn man einen Rhythmus gefunden hat, geht es", erklärt Ahanfouf. Oberste Priorität genieße "der Glaube und das Gebot, das Fasten durchzuziehen. Ich will schließlich ins Paradies."

Mesut Özil (Foto: firo).

Dahin will freilich auch Werder Bremens Nationalspieler Mesut Özil. Doch nicht um jeden Preis. "Fasten kann ich nicht. Ich habe es ein paarmal in der A-Jugend probiert. Mir wurde schwindelig. Ich fühlte mich schlapp und bekam Kopfschmerzen", erzählt der 20 Jahre alte Techniker mit türkischen Wurzeln. Einen gesunden Mittelweg zwischen Fasten und sportlicher Betätigung findet Bayern Münchens Superstar Franck Ribery, prominentester Moslem der Liga. "An freien Tagen werde ich fasten. Wenn ich spiele, dann nicht", kündigt der französische Nationalspieler an, der aufgrund der immensen Anforderungen seine Ernährung vernünftig wählt.

Die beiden Stuttgarter Nationalspieler Serdar Tasci und Sami Khedira gehen einen ähnlichen Weg. "Damit für mich keine Gefahr besteht, stimme ich die Fastenzeit mit meinem Training ab", sagt Tasci. Auch Halil Altintop von Ligakonkurrent Schalke 04 sieht dem Ramadan aufgrund der hohen körperlichen Belastung im Spätsommer skeptisch entgegen: "Die Fastenzeit ist für mich zwar sehr wichtig. Aber als Leistungssportler müssen wir eine ausgewogene Ernährung haben und genügend Flüssigkeit zu uns nehmen. Bei den vielen englischen Wochen würde mir sonst die Puste ausgehen."

Aus Sicht der Trainer bricht Werner Lorant eine Lanze für die Spieler. "Man muss sich vorher sehr gut informieren und entsprechend darauf einstellen", erklärt der frühere Löwen-Coach. Bei seinen diversen Engagements im Ausland hat er vor allem auf die richtige Ernährung seiner Spieler beim Frühstück vor Sonnenaufgang geachtet sowie die Mannschaft erst nach Sonnenuntergang zum Training gebeten. Wilfried Kindermann, langjähriger Arzt der deutschen Nationalmannschaft, äußert Bedenken zu den Fastenvorschriften: "Der Leistungssport im Ramadan ist problematisch."

Kreislaufbeschwerden und Konzentrationsschwächen seien auf Flüssigkeitsverluste, die tagsüber nach dem Training oder Wettkampf nicht ausgeglichen werden können, zurückzuführen. Zudem seien Infekte, Muskel-Krämpfe und -Verletzungen aufgrund der fehlenden Kohlenhydrate die Folge, betont Kindermann.

Deine Reaktion zum Thema

Spieltag

1. Bundesliga

1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
Neueste Artikel