Nach der 0:3-Heimpleite gegen den TSV 1860 München nahmen die Ereignisse bei Rot-Weiss Essen mächtig Fahrt auf. Noch in den Katakomben sprachen die Medienvertreter von RevierSport und der WAZ mit RWE-Sportdirektor Christian Flüthmann.
Er wollte kein klares Bekenntnis zu Trainer Christoph Dabrowski abgeben, er betonte aber auch, dass noch gar keine Entscheidung gefallen sei und alles sachlich und allen voran emotionslos analysiert werden muss. Ob diese Analyse dann auch so stattfand, darf zumindest bezweifelt werden.
Denn zwischen dem Gespräch mit Flüthmann - Sonntag, 8. Dezember, circa 16.30 Uhr - und Dabrowskis Beurlaubung am Montag, 9. Dezember lagen nur rund 18 Stunden. Um 10.21 Uhr erreichte RevierSport nämlich die Information aus dem rot-weissen Umfeld, dass Dabrowski soeben von seinen Aufgaben entbunden wurde.
Kurios: Die Mannschaft wollte sich eigentlich um 10 Uhr auf den Trainingsplatz begeben. Doch zu einer echten Einheit kam es nicht. Der Grund: Kaderplaner Steegmann trommelte den RWE-Kader in den Katakomben des Stadion an der Hafenstraße zusammen, um die Trennung des unter dem Großteil der Spieler beliebten Trainers bekanntzugeben. Nach der Bekanntgabe richtete dann auch ein tief enttäuschter und emotionaler Dabrowski ein paar Worte an die Mannschaft. Danach wurden die Spieler für eine rund 20-minütige Laufrunde nach draußen geschickt, um die Dabrowski-Nachricht zu verdauen.
Nach der kleinen Runde ging es nach Hause. Der Dienstag wurde frei gegeben und am Mittwoch (11. Dezember) beginnt ab 14 Uhr dann die Vorbereitung auf das Osnabrück-Spiel (Sonntag, 15. Dezember, 16.30 Uhr).
Nach dem 0:3 gegen 1860 München hat sich Rot-Weiss Essen von Trainer Christoph Dabrowski getrennt. Aber der Trainerwechsel wird nicht alle Probleme lösen, sagen unsere Experten.
Was am freien Montag und Dienstag passierte, liegt auf der Hand: Es gab viele Diskussionen rund um die Dabrowski-Demission unter den Spielern und ihrem Umfeld. Nach RS-Informationen konnten es allen voran die Führungsspieler, auch Akteure, die zum RWE-Mannschaftsrat gehören, wenig bis gar nicht nachvollziehen, dass die sportliche Leitung nicht einmal die Meinung der Spieler hinzugezogen oder besser gesagt: nachgehört hat.
Auf RevierSport-Nachfrage wollten sich weder Flüthmann noch Steegmann zu den Ereignissen rund um die Dabrowski-Entlassung äußern.
Was die sportlichen Entscheidungsträger dann, nach einem Austausch mit Führungsspielern wie Kapitän Michael Schultz oder seinem Stellvertreter Ahmet Arslan getan hätte, wäre sowieso in diesem Fall Flüthmann und Steegmann überlassen gewesen.
So bleibt am Ende der flammende Appell von Arslan gegenüber "Magenta Sport" zwar stehen, nutzt aber dem Trainer nichts mehr. Arslan sagte nach dem 0:3 gegen 1860: "Wenn jemand die Schuld von sich wegschiebt, auf die Mitspieler, die Fans, die Familie, der hat es dann nicht kapiert. (...) Wenn ein Spieler darüber (über einen Trainerwechsel, Anm. d. Red.) redet, dass da was anderes passieren muss, der muss auch rasiert werden."
Doch auch Arslan wird am Ende feststellen müssen, dass nicht er oder seine Kollegen einen Trainer "rasieren", sondern die sportlich Verantwortlichen.
Zur Wahrheit gehört aber auch: Die Mannschaft um Arslan und Co. hatte am Sonntag gegen 1860 München noch einmal eine Gelegenheit, um zu beweisen und zu zeigen, wie sehr sie hinter ihrem Trainer Dabrowski steht. Doch die Spieler ließen den 46-jährigen Fußballlehrer im Stich und dieser wurde dann am Tag darauf "rasiert".