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Schalke: Der kleine Bruder erflehte Holtbys Wechsel
„Bitte, bitte geh nach Schalke!“

Schalke: Der kleine Bruder erflehte Holtbys Wechsel
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In erst 48 Stunden hat Lewis Holtby bereits erlebt, was es heißt, ein Schalker zu sein.

Das Blitzlichtgewitter am Parkplatz bei seiner Ankunft an der „Aselager Mühle“, der Auflauf von mindestens zwei Dutzend Journalisten bei seiner offiziellen Vorstellung im Kaminzimmer des Romantik-Hotels, hunderte Autogrammjäger bei seinem Debüt gegen Twente Enschede und bei den Trainingseinheiten am Teamquartier: Der 18-Jährige macht den Crashkurs in die königsblaue Wirklichkeit im Rekordtempo durch. „Das ist doch wunderbar“, freut sich Holtby regelrecht, dass er diesen Kulturschock so schnell erleben darf.

2,5 Millionen nicht das Ende der Fahnenstange

Lang und nervig waren die Verhandlungen zwischen Schalke und Aachen. Nach drei zähen Monaten, in denen Angebot und Forderung zu weit auseinanderlagen, haben sich S04 und Alemannia auf zunächst 2,5 Millionen Euro Sofortzahlung geeinigt. Weitere Überweisungen werden fällig, wenn das Supertalent eine bestimmte Anzahl an Bundesligaspielen erreicht hat und A-Nationalspieler wird. Summa summarum kämen so fast die vier Millionen Euro zusammen, die der TSV ursprünglich aufgerufen hatte, ehe Holtby auf Schalke bis zum 30. Juni 2013 unterschreiben konnte.

Lewis Holtby (links) mit seinem Fürsprecher Felix Magath (Foto: firo).

Das Geld ist gut angelegt, zumindest nach Felix Magaths Einschätzung. „Lewis ist eines der größten Talente im deutschen Fußball. Ich bin mir sicher, dass er einen guten Weg machen wird. Er hat alle Voraussetzungen, um ein Leistungsträger in der Bundesliga zu werden und über kurz oder lang ans Tor zur A-Nationalmannschaft zu klopfen“, ist der Fußballlehrer von Holtbys Fähigkeiten vollkommen überzeugt.

Neben jeder Menge fußballerischen Rüstzeugs muss der Umworbene allerdings auch einen starken Charakter mit nach Gelsenkirchen bringen. Denn an seiner vor Wochen geäußerten Ankündigung, er würde definitiv nicht zu Schalke wechseln, wurde ihm schon am ersten Tag in der neuen Umgebung um die Ohren gehauen. Als jüngster „Umfaller“ will Holtby aber nicht in die Geschichte der Bundesliga eingehen, sondern vielmehr Taten auf dem Platz für sich sprechen lassen. „Damals war auf Schalke die richtig heiße Phase, es gab in dem Klub einen Riesenumbruch. Dieser Satz fiel mit meinen jungen 18 Jahren so raus, das habe ich einfach so daher gesagt. Das war inkompetent von mir“, gibt der Teenager heute zu.


Es war sein 13 Jahre junger Bruder Joshua, der ihn letztlich überredete, dass es für ihn kein anderes Ziel als Schalke geben dürfe. „Bitte, bitte, Lewis, geh nach Schalke“, hat er mich immer wieder angefleht. „Er ist nämlich großer S04-Fan“, berichtet Holtby.

Wie Joshua, der zunächst in der Jugend von Borussia Mönchengladbach in die Fußstapfen seines Vorbilds in der Familie treten will, ist auch er der Ansicht, dass er sehr gut zu dem bisweilen chaotischen und oft etwas verrückten Kultklub aus dem Revier passe. „Ich bin froh, endlich hier zu sein, denn ich habe mich die ganze Zeit gefragt: Wann passiert es endlich?“, plaudert er aus dem Nähkästchen. „Schalke ist ein Riesenverein, eine richtige Nummer in Deutschland. Und ich bin ein Fußballer, der mit Emotionen spielt, das kann ich auf Schalke sicherlich sehr gut“, betont Holtby.

„Mein Vorbild war immer David Beckham!“

Ja, fast scheint es so, als ob der U19-Nationalkicker und sein Mentor, der ihn schon im Herbst nach Wolfsburg locken wollte, zu einem Sechser im Lotto für Schalke werden könnten. Magath hatte noch vor sechs Wochen beide Hände an der Schale und hat nun eines der heißesten Offensivtalente unter seinen Fittichen. „Herr Magath ist Meister geworden, und ich bin ein Spieler, der Erfolg haben will“, bestätigt Holtby. Als er sich am Montagabend nach fünf Jahren in der Kaiserstadt von seinen Aachener Kollegen verabschiedete, fiel ihm der Weggang trotz der Aussicht auf den großen FC Schalke nicht leicht. Falls sich die beiden Vereine nicht doch noch geeinigt hätten, hätte er auch „noch ein Jahr bei der Alemannia gespielt“. In Gelsenkirchen will er sich in der nächsten Woche eine Wohnung suchen, denn die 140 Kilometer vom Drei-Länder-Eck bis an die Emscher will er nicht pendeln.

In den kommenden vier Jahren will er nicht nur den Sprung von einem noch ungeschliffenen Rohdiamanten zum Bundesligaspieler schaffen, sondern sich auch ins Blickfeld von Bundestrainer Joachim Löw dribbeln. Ein Fahnenwechsel, wie ihn gerade Jermaine Jones hinter sich hat, plant Holtby nämlich nicht. Sein Vater ist Engländer, die Mutter Deutsche, die gleiche Konstellation wie beim im Frankfurt aufgewachsenen US-Boy. „Ich fühle mich als Deutscher und werde für den DFB spielen, falls ich berufen werde“, macht er klar.

Mit der Nummer sieben auf dem Rücken, die zuvor Gustavo Varela trug, hat Holtby eine gute Wahl - und eine klare Aussage - getroffen. „Mein Vorbild war immer David Beckham!“

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