HSV: Jarolim bleibt feste Größe, Jol fordert neue Stars

Spekulationen um van der Vaart und Kuranyi

Selbst eingreifen konnte David Jarolim am Mittwochabend nicht, als der Hamburger SV im Bundesligaspiel gegen den VfL Bochum versuchte, wenigstens sein Minimalziel zu erreichen: Die Teilnahme an der neuen Europa League. Die zehnte Gelbe Karte im Spiel bei Werder Bremen am vergangenen Sonntag hatte den tschechischen Dauerläufer aus dem Verkehr gezogen. Natürlich hätte er gerne eingegriffen, denn auch "Jaro" ist sich der Situation bewusst, der sein Verein im Saisonendspurt ausgesetzt ist: "Die Gefahr ist da, dass man am Ende nichts hat."

Körperlich aber dürfte dem bald 30-Jährigen die Zwangspause ganz gut tun. Auch Jarolim lief zuletzt "auf der Felge". Immer bemüht, mit vorbildlichem Einsatz, aber ohne die entscheidende Durchschlagskraft, wie viele seiner Mitspieler nach 51 Saisonspielen. Und voller Frust nach den in den letzten drei Wochen verpassten Pokalfinals und dem zerplatzten Meisterschaftstraum. "Ich war genervt, deshalb habe ich gemeckert und wurde verwarnt", gibt er zu, "das darf natürlich nicht passieren."

Auch Jarolim hat zuletzt schlecht geschlafen. Wie fast alle beim und um den HSV. Das dreifache Scheitern hat Spuren hinterlassen. "Dieses Trauma der letzten 19 Tage wird aus der Geschichte des HSV nicht mehr zu tilgen sein", vermutet der Vorstands-Vorsitzende Bernd Hoffmann in einem Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt: "In meiner gesamten beruflichen Karriere hat mich noch nie etwas so getroffen."

In Hamburg ist deshalb eine Debatte um die künftige Besetzung der Mannschaft entbrannt. Torwart Frank Rost forderte: "Es muss ein Umdenken stattfinden, wir brauchen mehr Qualität." Der Ruf nach Stars, die den "Unterschied" machen, wird lauter. Sogar Ex-Kapitän Rafael van der Vaart taucht in Spekulationen auf, der Niederländer kommt bei Real Madrid schließlich kaum zum Einsatz. Auch Kevin Kuranyi von Schalke 04 soll im Gespräch sein.

"Wir müssen konkreter vor dem Tor werden, brauchen mehr Durchschlagskraft", sagt Trainer Martin Jol, der genau weiß, dass der HSV im Sommer Geld ausgeben muss. "Wir möchten oben mitspielen, aber das muss realistisch sein. Wolfsburg, Stuttgart und Schalke zum Beispiel werden wieder investieren", erklärte der Holländer, der sich mit seinem Vorgesetzten bereits ausgetauscht hat: "Bernd Hoffmann weiß, was wir brauchen."

David Jarolim allerdings bleibt auch in Zukunft eine feste Größe. Erst im April hat er seinen Vertrag bis 2012 vorzeitig verlängert. "Er ist unser Kapitän, er spielt immer wenn er zur Verfügung steht", sagt der Trainer. Seit September 2003 trägt er schon die roten Hosen, hat die gesamte Entwicklung mitgemacht, die den Klub tatsächlich unter die Top-20 in der Europa-Rangliste gebracht hat. Es fehlt eben nur noch die Erfüllung des einen Traums, für den es in dieser Saison wieder nicht gereicht hat: "Ich möchte einmal einen Titel gewinnen."