Noch in dieser Woche soll sich Manager Horst Heldt dem Vernehmen nach zum möglicherweise abschließenden Gespräch mit Lehmanns Anwalt Jörg Rüsing treffen. Nach Lage der Dinge dürfte er 39-Jährige seinen am Saisonende auslaufenden Vertrag um ein weiteres Jahr verlängern.
Heldt drängt auf eine Entscheidung und will an der zuletzt gesetzten Frist bis Ende März festhalten. "Dann werden zumindest wir uns zu dieser Sache äußern", sagt er und übt damit sanften Druck aus. Die Bereitschaft zu einer weiteren Zusammenarbeit hatten beide Parteien in den vergangenen Wochen mehrfach geäußert. Lehmann spielt allerdings auf Zeit. Wäre der VfB so gut wie sicher in der kommenden Saison im internationalen Geschäft dabei, wäre die Entscheidung wohl schon gefallen.
Dass der neue Kontrakt mit dem ehemaligen Nationaltorwart noch platzt, ist aber kaum zu erwarten. Denn Lehmann möchte eine weitere Saison an seine bereits 21 Jahre lange Profi-Karriere anhängen. "Es würde mich sehr reizen zu verlängern", hatte er zuletzt gesagt.
Die Details sind noch Gegenstand der Verhandlungen. Dabei geht es wohl um das Gehalt von bisher angeblich 2,5 Millionen Euro genauso wie die kleinen Freiheiten für den dreifachen Vater, der mit seiner Familie am Starnberger See nahe München wohnt, fast 250 Kilometer von Stuttgart entfernt.
Der Verhandlungsspielraum ist allerdings gering, die Schwaben wollen ihrem Torwart nicht zu viele Sonderrechte im Vergleich zu den anderen Spielern einräumen. Und auch beim Gehalt ist eine Grenze erreicht. "Wir stehen zu den Zusagen, die wir Jens für diese Saison gemacht haben. Aber mehr geht definitiv nicht", zitiert die Bild-Zeitung Heldt.
Zum Vertragspoker gehören auch die Aussagen von Teamchef Markus Babbel. Zwar würde man sich freuen, wenn Lehmann weitermache, sagt der 36-Jährige: "Wenn er es aber nicht macht, haben wir keine Panik. Wir haben dahinter zwei erstklassige junge Torhüter, die unser absolutes Vertrauen genießen."
Gemeint sind Alexander Stolz und Sven Ulreich. Mit Stolz, derzeit die Nummer zwei, haben die Schwaben gerade erst den Vertrag bis 2012 verlängert. Laut Stuttgarter Zeitung hat man dem 25 Jahre alten Torwart dabei die Zusage gegeben, dass er im unwahrscheinlichen Fall eines Abschieds von Lehmann die neue Nummer eins wird. Verpflichten würde der VfB dann nach dem Vorbild von Jörg Butt bei Bayern München einen älteren Torwart, der im Notfall einspringen könnte.
Lehmann hat in knapp neun Monaten in Stuttgart nicht nur mit dem Vertragspoker für Aufsehen gesorgt, sondern allein mit diversen Flugobjekten mehr Schlagzeilen produziert als manch anderer Profi in der gesamten Laufbahn. Der Schuh von Hoffenheims Sejad Salihovic, das ebenfalls geworfene Stirnband von Teamkollege Khalid Boulahrouz und das Helikoptertaxi zum Training stärkten Lehmanns Ruf, zuweilen ein Sonderling zu sein. Die Stuttgarter wollen ihn auch gerade deshalb halten. Sie verwenden für ihn einen anderen Begriff: Führungsspieler.