Hinter den Kulissen wird weiter heftig um jeden Euro gerungen. "Im Moment geben sich die Schlipsträger die Türklinge in die Hand", berichtet ein Mitarbeiter der BVB-Schaltzentrale an der Bundesstraße eins, "zum operativen Geschäft kommen Dr. Gerd Niebaum und Michael Meier kaum noch." Die sportlichen Dinge stehen im Hintergrund, die finanziellen eindeutig an erster Stelle. "Wir müssen die Einnahmequellen erhöhen und auf der anderen Seite Kosten einsparen", hatte Manager Meier schon vor Wochen und Monaten den neuen BVB-Kurs skizziert. Aber auf der Beschaffungsseite sind die Dortmunder an Grenzen gelang, die offenbar nicht mehr zu knacken sind. So wurde der Vertrag mit Vermarkter "sportvfive" in den vergangenen Jahren mehrfach modifiziert und hat noch eine Laufzeit bis ins nächste Jahrzehnt. An eine weiteren Veränderung hat die Gegenseite zur Zeit kein Interesse. Der Zuschauerboom mit über 77.000 Fans pro Partie hat nach oben ebenfalls nur noch einen nuancierten Spielraum. So wie der Werbemarkt. Mit dem Hauptsponsor "eon", der erfolgsabhängig bis zu 14 Millionen Euro zahlt, besitzen die Borussen einen Partner, der sich durchaus als sehr spendabel zeigt, auch weil der Kontrakt schon vor Jahren abgeschlossen wurde. Neue Trikotpartner in der Bundesliga zahlen teilweise nur eine knappe Million, auch wenn eingeräumt werden muss, dass die Klubs nicht die bisherige Attraktivität der Borussen besitzen. Finanziell erschwerend kommt hinzu, dass der Klub sich in seinen unternehmensfremden Sparten verkalkuliert hat. Das beste Beispiel ist der Ausrüster "goool.de". Anstatt wie andere Verein von einem fremden Ausrüster bis zu vier oder sogar fünf Millionen Euro pro Jahr einzustreichen, wurde ein eigener "Ableger" ins Leben gerufen, der in der letzten Spielzeit spärliche 4.200 Euro Gewinn erwirtschaftete. Selbst diese Zahl wird "goool.de" in der laufenden Saison nicht halten können. Da ab Juli wieder "Nike" einsteigt, müssen die alten Lagerbestände geräumt werden. Für 19,90 Euro werden die Trikots nun auf den Markt geschmissen, wo soll da noch ein Gewinn übrig bleiben? Keinen Erfolg kann der BVB zudem bei der Verwertung des Namensrecht für das Stadion vermelden, es liegt kein unterschriftsreifer Vertrag in der Schublade. Meier: "Nichts Konkretes." Denn auch hier macht sich der sinkende Werbewert der Liga bemerkbar, siehe Arminia Bielefeld. Die Ostwestfalen können für die verbale Aufgabe der ehrwürdigen "Alm" und der nun ins Leben gerufenen "Schüco-Arena" gerade einmal 250.000 Euro auf ihrem Konto verbuchen. Da bleibt nur das große Sparen. Sportdirektor Michael Zorc: "Es ist klar, dass wir unser Gehaltsvolumen herunterfahren werden. Das ist aber nicht nur die Strategie von Borussia Dortmund, sondern aller Vereine in der Bundesliga." Es werden neue, sparsamere Wege beschritten, darum überlegen die Schwarz-Gelben, ob sie ihre einstigen Talente, die in der Ferne Spielpraxis sammeln, wieder zurück ins Revier holen. Zorc: "Florian Kringe in Köln, Timo Achenbach in Lübeck und Emmanuel Krontiris haben jeweils eine positive Entwicklung hinter sich. Wir wägen in allen drei Fällen ab, ob sie in der neuen Saison in unser Konzept passen." Auf der anderen Seite muss nicht nur das Gehaltsvolumen reduziert, sondern auch die diesjährige Etatlücke geschlossen werden. Im Klartext: Es müssen Spieler den Verein verlassen, die gleichzeitig eine entsprechende Ablösesumme in die Kasse spülen. "Man muss sich nur die Zahlen in der entsprechenden Größenordnung anschauen", bestätigt Zorc indirekt, dass wohl mindestens zwei Hochkaräter dem Westfalenstadion gezwungenermaßen den Rücken kehren müssen, doch auch er weiß, "die momentane Marktlage ist äußerst schwierig."
BVB: Dortmunder Führungsetage: Jäger des verlorenen Geldes
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