Die Stimmungslage bei Borussia Dortmund könnte besser sein: Unansehnlicher Fußball, seit drei Monaten ohne Sieg, eine alarmierende Auswärtsmisere und dazu das Derby-Desaster - der BVB steht im Gastspiel der 19. Bundesliga-Runde beim VfL Wolfsburg mit dem Rücken zur Wand. Inzwischen sind auch die treuesten Fans mit ihrer Geduld am Ende. In der VW-Arena soll ein Warnstreik das Millionen-Ensemble an seine Pflichten erinnern.
Turbulenzen sind vorprogrammiert
Weitere Turbulenzen sind programmiert, sollte der BVB auch das elfte Pflicht- und neunte Punktspiel (letzter Sieg am 2. November mit 3:2 gegen Hamburg) in Folge ohne "Dreier" beenden, zumal auch die Kritik an Trainer Matthias Sammer immer lauter wird. Jeder Schwarz-Gelbe weiß: Es geht um die sportliche Existenz - des Vereins und der Spieler.
"Um dem Druck gewachsen zu sein, brauchen die Spieler einen freien Kopf," erklärte der Ex-Nationalspieler, der jedoch nicht daran denkt, selbst im Falle einer weiteren Pleite das Handtuch zu werfen. Psychologische Hilfe für seine Profis von außen lehnt Sammer ab, weil "es schwer wird, eine Person mit absoluter Loyalität zu finden".
2200 Fans werden den BVB nach Niedersachsen begleiten. In den ersten 20 Minuten wird ihr Block aus Protest leer bleiben. Bei einer weiteren Niederlage wollen die erbosten Anhänger den Spielern nach dem Abpfiff außerdem die speziell angefertigten Derby-Trikots vor die Füße werfen. Es rumort in Dortmund, helfen können derzeit nur Erfolgserlebnisse.
Doch auch Wolfsburg steht nach dem Rückrunden-Fehlstart in der Pflicht. "Es geht für beide Mannschaften um sehr viel", bestätigte VfL-Trainer Jürgen Röber. Denn sollte der BVB gewinnen, rücken die Uefa-Cup-Plätze für die "Wölfe" in weite Ferne. In der laufenden Saison leisteten sich die Gastgeber bereits zwei Heimniederlagen.
Keine Krise in Leverkusen
Von einer Krise will Leverkusens Trainer Klaus Augenthaler nach dem 0:1 seiner Bayer-Elf in Freiburg nichts wissen. Die "mangelnde Einstellung, fehlende Aggressivität und Konzentration" wurde bei Bayer während der Woche mit erhöhter Trainingsintensität wieder korrigiert, und Augenthaler hat seine Mannschaft gegen Eintracht Frankfurt auf "ein Geduldsspiel" vorbereitet. Möglicherweise wird der 19 Jahre alte Kenan Sahin für Franca im Angriff seine Chance erhalten. Frankfurt kommt immerhin mit der Referenz eines Unentschiedens gegen Meister Bayern München, der nach dem Pokal-Aus in Aachen erst am Sonntag gegen Hannover 96 antreten muss.
Bremen auf dem Bökelberg
In der Hoffnung auf Ausrutscher der Verfolger will Tabellenführer Werder Bremen seinen Vorsprung ausbauen. "Wir wollen auch auf dem Bökelberg unseren Siegeszug fortsetzen", meinte Werder-Trainer Thomas Schaaf. Wir werden hellwach sein, denn der knappe Sieg im Pokal in Fürth hat bei den Spielern seine Wirkung nicht verfehlt." Torjäger Ailton soll trotz Fieber während der Woche auflaufen.
Getragen vom Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals sinnen die Gladbacher auf Wiedergutmachung für die schwachen Vorstellungen in diesem Jahr. Das Manko hat Coach Holger Fach bereits ausgemacht: "Die Spieler sind zu lieb und zu nett. Da fehlt der eine oder andere Drecksack." Die Hoffnungen auf Initialzündungen ruhen auf Neuzugang und U21-Nationalspieler Thomas Broich.
HSV gegen Bochum, Debüt von Jara
Als letzte Chance im Kampf um einen Uefa-Cup-Platz hat Nico-Jan Hoogma, Kapitän des Hamburger SV, das Heimspiel gegen den VfL Bochum ausgerufen: "Wenn wir nicht gewinnen, ist der Zug abgefahren." Punktverluste kann sich jedoch auch der Tabellenfünfte aus Bochum nicht leisten, denn die Konkurrenz aus Schalke, das 1860 München empfängt, lauert.
Gespannt sind die Fans des 1. FC Kaiserslautern vor dem Heimspiel gegen den 1. FC Köln auf das Debüt von Trainer Kurt Jara, der den glücklosen Erik Gerets zu Wochenbeginn abgelöst hat. Immerhin nur ein Sieg steht für Lautern in den letzten elf Partien zu Buche. Doch Jara ist überzeugt: "Der Fußball in der Pfalz lebt. Die Elf hat genügend Substanz, um aus dem Keller herauszukommen."