Als gestern Mittag wieder einmal ein dichtes Schneetreiben rund um das Ruhrstadion einsetzte, da sorgten sich die VfL-Fans schon, ob der Rückrunden-Auftakt gegen den VfL Wolfsburg möglicherweise in der weißen Pracht versinken könnte. Doch Trainer Peter Neururer wischte alle Bedenken vom Tisch. "Am Samstag bei 7 Grad plus werden die Bedingungen optimal sein." So wie in den letzten Tagen überhaupt. Während sich zum Beispiel Nachbar Dortmund um den Zustand der Trainingsplätze sorgte, herrscht beim VfL fast ein merkwürdiges Bild. Dank einer Rasenheizung und der tollen Pflege der Bochumer Greenkeeper, ist der Platz in einem Zustand wie noch nie in der Winterpause. Und auch das Geläuf im Ruhrstadion ähnelt immer noch einem grünen Teppich. Und auch der Flutlichtcheck gestern Vormittag lief reibungslos über die Bühne. Neururer kämpferisch: "Das Wetter kann keine Ausrede sein. Auch für die Fans gibt es wirklich keinen Entschuldigungsgrund am Samstag nicht im Stadion dabei zu sein."
Fast schon unheimlich mit welcher Konstanz einerseits, mit welcher unbekümmerten Fröhlichkeit andererseits, der VfL auch gestern wieder sein Trainingsprogramm abspulte. Über den halben Platz spielten jeweils zwei Teams gegeneinander. Während ein drittes Team munter joggte. Neururer: "In den Spielen ging es hoch her. Alle fiebern dem Start entgegen." Der Einsatz aller Akteure ist umso bemerkenswerter da die Aufstellung längst kein Geheimnis mehr ist. Anton Vriesde vertritt den gesperrten Raymond Kalla, ansonsten gibt es keinerlei Veränderungen.
Das bedeutet im Klartext: Dariusz Wosz, seit Wochen im Training mit ansteigender Form, führt seine Mannschaft als Kapitän auf den Rasen. Er und seine Kollegen haben natürlich eine gehörige Portion Wut im Bauch. Im Hinspiel nämlich wurde ihnen ganz übel mitgespielt. Nach einem klassischen Fehlstart in den ersten zwanzig Minuten, steigerte sich das Team mit zunehmender Spielzeit, war am Ende die bessere Mannschaft, und wurde dennoch um die verdienten Früchte gebracht. Schiedrichter Stark verweigerte dem VfL erst einen regulären Treffer, zeigte dann aber bei einem Abseitstor von Petrov zum 3:2 zur Mitte. Eine krasse Fehlentscheidung, wie sich beim Studium der Fernsehaufzeichnungen nochmal herausstellte. Aber auch sonst sind in Bochum einige nicht gut auf die Wölfe zu sprechen. Neururer bleibt eine Jahre lange Abneigung zu einem Kollegen, der damals bei Rot-Weiss Essen als Co-Trainer jegliche Loyalität vermissen ließ, und Peter Madsen denkt immer noch daran, wie Röber sein Gastspiel in Wolfsburg mit den Worten "Ich brauche dich nicht" quasi beendete. Wie sehr das Madsen wurmt, bewies auch die Tatsache, dass er seine einzige Gelbe Karte der Hinrunde ausgerechnet in der VW-Arena kassierte, als er nach seinem zwischenzeitlichen Ausgleichstreffer Röber die Hörner zeigte.
Emotionen also gibt es genug beim Aufeinandertreffen mit einer Mannschaft von der Neururer sagt: "Bei dem finanziellen Aufwand, den sie dort betreiben, müssten sie in der Tabelle eigentlich weit vor uns stehen." Doch die Wahrheit sagt: Gewinnt der VfL sein Rückrunden-Auftaktspiel hat er die Wolfsburger erstmal abgehängt.