Ob BVB-Sportdirektor Michael Zorc auf der besagten Internetseite einen eigenen Account besitzt, ist zwar nicht überliefert, dass er die Fähigkeiten für einen eigenen Stern besitzt, hat der 46-Jährige in den letzten Tagen und Wochen jedoch eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Borussia Dortmund war mit einem Kader in die laufende Saison gestartet, der in der Breite für die Dreifach-Belastung Meisterschaft, DFB-Pokal und Uefa-Cup ausgerichtet war. Weil das Team von Jürgen Klopp allerdings bereits früh im internationalen Wettbewerb ausschied und Ende Januar auch im nationalen Cup-Wettbewerb die Segel streichen musste, bestand ein eindeutiges Überangebot an Einsatzkräften.
Gerade in den aktuellen Krisenzeiten, in denen sich die Hiobsbotschaften vom internationalen Finanzmarkt überschlagen, ist auch für den BVB Sparen angesagt. Und das geht im Profigeschäft nun mal am besten, wenn man Spieler verkauft und den Kader verkleinert.
Während der Hamburger SV mit Nigel de Jong einen Hochkaräter abgab (und dafür sagenhafte 20 Millionen Euro einstrich), buk man in Dortmund kleinere Brötchen. Kein Leistungsträger, sondern Spieler aus der zweiten und dritten Reihe gingen - und das gleich zahlreich.
Giovanni Federico, der an seinen Ex-Klub Karlsruher SC ausgeliehen wurde, trat als Erster ab, Marc-André Kruska, Diego Klimowicz und Robert Kovac folgten.

Jubelt für den Revierrivalen aus Bochum: Diego Klimowicz (Foto: firo).
Doch gerade als man dachte, der Kader für die Rückrunde stünde, tütete Zorc drei weitere sinnvolle Transfers ein. Lukas Kruse, der in der zweiten Mannschaft nur Platzhalter für den verletzten Marcel Höttecke war und zum FC Augsburg ging, war der Erste.
Es folgte der Wechsel von Antonio Rukavina zu 1860 München. Der Serbe war zuletzt am fünften Spieltag zum Einsatz gekommen und beim BVB nur noch Außenverteidiger Nummer fünf. Weil er erst 25 Jahre alt ist und noch einen Vertrag bis 2012 besitzt, wurde er ohne Kaufoption und Leihgebühr zu den „Löwen“ geschickt. Dort soll er Spielpraxis sammeln und im Sommer einen zweiten Anlauf in Dortmund wagen.
Als zu guter Letzt auch noch der Vertrag von Dauerreservist Delron Buckley aufgelöst wurde und sich der Südafrikaner am Montagabend in Richtung Mainz verabschiedete, war Zorcs Werk vollendet.

Delron Buckley (Foto: firo).
„Wir haben im wesentlichen Spieler abgegeben, die wenige bis gar keine Einsätze bei uns hatten, und dafür mit Kevin-Prince Boateng einen Akteur geholt, der unser Mittelfeld komplettiert. Das macht Sinn“, umreißt der Ex-Bundesligaprofi die Entwicklung der letzten Tage, die dem BVB Einnahmen und Einsparungen von drei bis vier Millionen Euro einbrachten.
Wer daraus jedoch schließt, die Dortmunder würden sich ein nettes Festgeld-Konto anlegen, um für kommende Transfer-Ausgaben (Hummels, Boateng) vorzusorgen, liegt falsch. Denn die Folgen der Weltwirtschaftskrise gehen auch nicht an der Borussia vorbei. Die Einnahmen aus dem Sponsorenbereich, gerade was die Aufwendungen kleiner bis mittlerer Unternehmen angeht, sinken. Dazu tut der aus BVB-Sicht unglückliche Spielplan mit vielen Sonntags-Begegnungen sein Übriges. Und weil man in der Budgetplanung mit dem Einzug in die Uefa-Cup-Gruppenphase rechnete, diese aber verpasste, war es nötig andere Quellen anzuzapfen.
Sportlich birgt die Verschlankung des Kaders Risiken. Mit 22 Akteuren verfügen die Borussen über den kleinsten Kader aller Bundesligisten. Sechs davon wurden im Sommer noch zur Zweitvertretung gezählt.
Schon bei der Partie gegen Leverkusen, saßen außer Nelson Valdez und Marc Ziegler ausschließlich Spieler mit wenig bis keiner Bundesliga-Erfahrung auf der Ersatzbank, weil gleich fünf Stammkräfte verletzt oder gesperrt ausfielen.
„Wir haben unserer Situation Rechnung getragen und geschaut, was wir verantworten können“, teilt Jürgen Klopp die Politik von Zorc auf ganzer Linie. „Dazu haben wir mit Christopher Kullmann, Damir Vrancic und Uwe Hünemeier Akteure hochgezogen. Wir haben nicht nur Spieler abgegeben, sondern auch neue hinzubekommen. Nur sind diese nicht so bekannt.“