Denn beim hoch dramatischen 3:3 (0:2)-Unentschieden im mit 80.552 Zuschauern natürlich ausverkauftem Signal Iduna Park wurde den Beobachtern alles geboten, was die Ausnahmestellung dieses ewigen Duells ausmacht.
Ähnlich sah es Klopp, der – nachdem sich der Puls wieder gelegt hatte – bilanzierte: „Das war ein echter Crashkurs in Sachen Derby.“ Sein Gegenüber, Schalke-Coach Fred Rutten, sah die Sache nicht ganz so entspannt, gab seine Mannschaft doch eine sicher geglaubte Partie trotz einer zwischenzeitlichen 3:0-Führung noch aus der Hand. „Wir haben heute zwei Punkte verloren“, knurrte der Holländer, der seinen Unmut über einige fragwürdige Entscheidungen von Schiedsrichter Lutz Wagner nicht verhehlen konnte: „Es waren einige klare Fehlentscheidungen dabei, aber der Referee ist, wie wir alle, auch nur ein Mensch.“
Besonders die beiden Handelfmeter (18. und 89.) sorgten auf beiden Seiten für Kopfschütteln, aber auch die nur mit Gelb geahndete Tätlichkeit von Schalkes Rafinha gegen BVB-Stürmer Nelson Valdez irritierte.
Trotzdem rückte die Leistung des Unparteiischen angesichts des turbulenten Spielverlaufs fast in den Hintergrund. Schalke, das ohne Orlando Engelaar und Manuel Neuer auflief, ging durch den wieder genesenen Jefferson Farfan (18., Handelfmeter) und Rafinha (39.) bereits in Hälfte eins mit 2:0 in Führung. Nach dem dritten blau-weiße Treffer durch Nationalspieler Heiko Westermann kurz nach der Pause (54.) drohte für den BVB sogar ein Debakel, doch dann schlug die Stunde des Alex Frei.
„Gemeinsam mit Tinga hat er für enorme Belebung gesorgt“, stellte BVB-Sportdirektor Michael Zorc dem Schweizer angesichts seiner beiden Treffer (71., 89., Handelfmeter) und der Torvorlage zum 1:3 (67.) ein fast schon bescheidenes Zeugnis aus. Und auch Klopp wollte die Leistung des Angreifers nicht hervorheben und attestierte stattdessen seinem Team „Moral und Charakter“ bewiesen zu haben. Während Rutten feststellte, seine Elf habe „nach dem 3:0 aufgehört, Fußball zu spielen“, atmete der frühere Mainzer durch: „Es ist ungewöhnlich, gegen eine so starke Mannschaft wie Schalke noch einmal zurückzukommen. Als Derby war das sicherlich super, was wir gezeigt haben. Spielerisch hatte unser Auftritt allerdings keine Qualität.“
Trotzdem reichte es zum nicht mehr für möglich gehaltenen Punktgewinn, der nach den Platzverweisen für Christian Pander (73., Gelb-Rot) und Fabian Ernst (76., Rot) mit einigen Spielminuten mehr sogar noch zu einem Dreier hätte umgewandelt werden können. Schiedsrichter Wagner beließ es jedoch trotz zahlreicher Unterbrechungen dabei, wenige Sekunden nachspielen zu lassen und sorgte damit ein letztes Mal für Aufregung. BVB-Kapitän Sebastian Kehl vermied es allerdings, deshalb schmutzige Wäsche zu waschen, und schmunzelte stattdessen: „Ich glaube, Herr Wagner war dann auch froh, dass das Match vorüber war.“