Der VfL Bochum musste im Heimspiel gegen RB Leipzig die zweite empfindliche Niederlage binnen einer Woche hinnehmen. Die Mannschaft von Thomas Letsch verlor mit 1:4 (1:1) gegen den Champions-League-Teilnehmer, dessen Geschwindigkeit die Bochumer nie richtig in den Griff bekamen. Vier starke Minuten reichten den Gästen schlussendlich zum Erfolg.
Dabei erkannte Thomas Letsch unter der Woche „Feuer und Schärfe“ bei den Spielern des VfL Bochum - und die Attribute transportierten sie auch in das Spiel gegen Leipzig. Angetrieben von Maximilian Wittek, der auf der linken Seite den Schienenspieler gab, und dem bekannten taktischen Ansatz, eine Überlagerung auf der linken Seite zu erzeugen, drückte der VfL von Beginn aufs Gaspedal. Die Bochumer wollten den Auftritt bei der 2:5-Niederlage in Gladbach, den Letsch als „schlecht“ bezeichnete, vergessen machen.
Doch der Plan hätte schon früh im Spiel scheitern können. In der dritten Minute rückte Rechtsverteidiger Noah Loosli ein und Xavi Simons startete in dessen Rücken nach Pass von Dani Olmo allein auf Andreas Luthe zu. Der Keeper rettete in seinem ersten Bundesliga-Spiel für den VfL Bochum seit 15 Jahren mit einem langen Bein spektakulär und wurde dafür zurecht gefeiert. Die Bochumer ließen sich davon nicht entmutigen und pressten früh. Nach einem Ballgewinn im Mittelfeld und anschließendem Foul eines Leipzigers entschied Schiedsrichter Harm Osmers auf Freistoß für den VfL Bochum. Den schoss Wittek aus zentraler Position an einer Zwei-Mann-Mauer vorbei, der Ball flatterte und Leipzig-Keeper Peter Gulacsi griff daneben. 1:0!
Bochum drückte nun, eroberte immer wieder den Ball und schaltete direkt um. Über Wittek kam der Ball in der 12. Minute zu Anthony Losilla, dessen Schuss knapp über das Tor flog. Durch das hohe Pressing ergaben sich aber Räume für Leipzig. Kevin Stöger verlor den Ball im Mittelfeld und schon rollte der RB-Zug. Loosli schaufelte mit Pech den Ball in die Füße von Benjamin Sesko, der direkt auf Xavi ablegte. Der Niederländer lief erneut allein auf Luthe zu und versenkte im kurzen Eck. Doch der Videoschiedsrichter schaltete sich ein. Beim Zuspiel von Sesko stand Xavi knapp im Abseits (15.). Glück für den VfL. Kurz darauf rutschte bei einem Angriff der Bochumer Matus Bero der Ball über den Schlappen, der damit wieder einmal eine gute Schussmöglichkeit vergab.
VfL Bochum: Luthe - Loosli, Ordez, K. Schlotterbeck, Bernardo - Bero (72. Kwarteng), Losilla - Asano (88. Paciencia), Stöger, Wittek - Broschinski (72. P. Hofmann)
RB Leipzig: Gulacsi - Henrichs (78. Simakan), Orban, Lukeba, Raum - Haidara, Seiwald - Olmo (65. Elmas), Simons (88. Bitshiabu) - Baumgartner (65. Poulsen), Sesko (65. Openda)
Schiedsrichter: Harm Osmers (Hannover)
Zuschauer: 24200
Tore: 1:0 Wittek (7.), 1:1 Olmo (30.), 1:2 Openda (68.), 1:3 Ordez (71./Eigentor), 1:4 Poulsen (72.)
Gelbe Karten: Broschinski, Loosli, Ordets / Haidara, Simakan
Rote Karten: Kwarteng (86./grobes Foulspiel) / -
Die Gäste, die gerade einmal von knapp 800 Fans begleitet wurden, konnten sich nun immer mehr aus der Umklammerung befreien. Die Schwachstelle Loosli, der das Tempo von Xavi nicht mitgehen konnte, wurde ausgenutzt und in der 30. Minute rächte es sich aus Bochumer Sicht. Bernardo spielte auf der linken Seiten einen folgeschweren Fehlpass und wieder schaltete Leipzig blitzschnell um. Auf dessen linken Angriffsseite kam Dani Olmo an den Ball, ließ drei Bochumer ins Leere steigen und zirkelte unhaltbar für Luthe ins lange Eck zum Ausgleich ein.
Bochum hatte nun sichtbar mehr Respekt, wenngleich Leipzig nicht viel einfiel. Klare Offensivaktionen gab es bis zu Pause auf beiden Seiten nicht, am ehesten war noch ein Distanzschuss von Stöger in der 45. Minute zu beachten. Es war nun eine offene Partie, was sich auch zunächst im zweiten Durchgang fortsetzte.
Es waren die Bochumer Fans, die dieses Spiel aus der Lethargie reißen wollten. Lautstark sang das gesamte Stadion und dies übertrug sich zunächst auf die Mannschaft. Die Griffigkeit der ersten halben Stunde war zurück. Gäste-Trainer Marco Rose, der auch das Spiel bei Real Madrid unter der Woche im Hinterkopf gehabt haben dürfte, reagierte entsprechend. Er brachte mit Yussuf Poulsen, Elijif Elmas und Lois Openda gleich drei frische Offensivkräfte.
Und eben jener Openda brauchte nur gut zwei Minuten, bis er den Führungstreffer erzielte. Nach einem weiteren Ballverlust von Loosli schaltete RB um und Openda zog ab. Luthe konnte den Ball nicht wegfausten und der fiel ins lange Eck (68.). Nur zwei weitere Minuten später rollte der nächste Leipziger Konter und wieder sah Loosli nicht gut aus. Poulsen wollte eigentlich quer auf Xavi legen, doch Ivan Ordets grätsche dazwischen - und ins eigene Tor. 3:1 für Leipzig. Für den VfL kam es in vier Minuten zum Vergessen noch dicker: wieder rollte ein Konter, wieder traf RB. Dieses Mal musste der eingewechselte Poulsen seinen Fuß nach einem Xavi-Zuspiel nur hinhalten (72.). Philipp Hofmann vergab in der 74. Minute die beste Möglichkeit zum Anschluss. Zum bitteren Abschluss der zweiten Halbzeit flog der eingewechselte Moritz Kwarteng nach einem Frustfoul mit Rot vom Platz.