Unterschiedlicher hätten die Gefühlslagen nach Abpfiff nicht sein können. Während die Spieler des FC Schalke mit den mitgereisten Fans feierten, gab es für den VfL Bochum erstmals gellende Pfiffe beim Gang vor die Osttribüne. VfL-Trainer Thomas Letsch und Philipp Förster verstanden die Reaktionen der Fans - allerdings nicht alle.
Das Meiste bekam Keeper Manuel Riemann ab. Der Ersatz-Kapitän ging als Erster Richtung Fans, stellte sich an die Bande und wich auch trotz heftiger Beschimpfungen nicht zurück. An seine Seite stellte sich Philipp Hofmann - sie standen sinnbildlich für die Derby-Pleite.
Hofmann hatte mit seiner vergebenen Topchance die frühe Führung liegen gelassen, Riemann mit seinem Eigentor die schmerzhafte Niederlage eingeleitet. "Solche Fehler, wie wir sie zurzeit machen, werden knallhart bestraft", sagte im Anschluss ein sichtlich enttäuschter Philipp Förster.
Der 28-Jährige hatte sich nach der Partie als einziger VfL-Profi der wartenden Journalisten-Runde gestellt. Dass der erste Gegentreffer ebenso unglücklich wie unnötig war, stand außer Frage. Allerdings scheint die Mannschaft zurzeit auf Rückschläge nicht so zu reagieren, wie sie es in dieser Saison schon gezeigt hat.
"Es waren noch 45 Minuten zu spielen. Wir wollten alles reinhauen, waren dann noch vorne aber zu harmlos und haben zu viele Fehler gemacht." Schon während der Partie hatten die Fans deshalb skandierend gefordert: "Wir wollen euch kämpfen sehen!"
Verständnis für Unmut, für Mittelfinger weniger
Trainer Letsch wollte seiner Mannschaft nicht unterstellen, dies nicht getan zu haben. "Aber ich hab absolutes Verständnis dafür, dass dieser Eindruck entstanden ist. Das letzte Etwas hat gefehlt." Sorge, dass die Stimmung kippt, habe er zwar nicht. "Aber es liegt an uns, die Stimmung in die richtige Richtung zu bringen. Wir können nicht erwarten, dass uns die Fans bedingungslos unterstützen."
Förster konnte den Unmut der VfL-Fans ebenfalls nachvollziehen, sah aber teilweise eine Grenze überschritten: "Natürlich ist es nicht zufriedenstellend, wenn man so ein wichtiges Derby nicht gewinnt. Allerdings kann ich nicht verstehen, dass Stinkefinger oder Ähnliches zu der Mannschaft gezeigt werden."
Anders als Riemann oder Hofmann habe er sich deshalb daraufhin von der Osttribüne entfernt. "Man kann Emotionen zeigen, sauer sein, traurig sein, aber im Endeffekt alles mit Respekt." Die Tage in Bochum werden spürbar ungemütlicher.
Als nächstes wartet der 1. FC Köln (Freitag, 10. März, 20:30 Uhr). Nach vier Niederlagen ohne eigenen Treffer und dem Absturz auf Platz 18 werden Fans, Verantwortliche, aber auch die Spieler selbst eine Reaktion einfordern.