Erling Haaland strotzte auch nach 94 intensiven Minuten noch vor Kraft. Nach seinem bereits neunten Saisontor zum 3:1 (1:0)-Endstand gegen Mainz 05 und dem zumindest vorläufigen Sprung an die Tabellenspitze schüttelte die Tormaschine von Borussia Dortmund Vorbereiter Jude Bellingham erst herzhaft durch, dann warf er sich vor Freude auf den bemitleidenswerten jungen Engländer.
Haaland ist zurück, und mit ihm die Durchschlagskraft. Zwar blieb der BVB auch im achten Ligaspiel nicht ohne Gegentor, doch die Tore durch Haaland (54., Handelfmeter/90.+4) und Kapitän Marco Reus (3.) brachten den Pokalsieger auf jeden Fall bis zum Sonntagnachmittag an die Spitze - sollten sich Bayer Leverkusen und Bayern München (15.30 Uhr/DAZN) im Topspiel unentschieden trennen, auch darüber hinaus.
„Erling hat uns einfach gefehlt, der bindet immer zwei, drei Spieler“, sagte Reus bei Sky: „Dass er auch zwei Tore schießt, ist top. Dafür haben wir ihn verpflichtet.“
Mainz kam nur durch Jonathan Burkardt (87.) zum Torerfolg, nach der dritten Niederlage in Folge rutschen die 05er in der Tabelle allmählich ab. „Erst im Verlauf der zweiten Halbzeit haben wir uns etwas zugetraut. Aber der Dortmunder Druck war heute zu groß, über das ganze Spiel“, attestierte Sportdirektor Martin Schmidt.
Beim BVB hatte sich etwa eine Stunde vor dem Anpfiff kollektive Erleichterung breit gemacht: Haaland war nach drei Spielen Verletzungspause (Oberschenkelprellung) tatsächlich wieder dabei, und das gleich in der Startelf. „Erling wollte unbedingt“, berichtete Trainer Marco Rose bei Sky, „er ist aber noch nicht bei 100 Prozent und auch noch nicht schmerzfrei.“ Auch Thomas Meunier und Manuel Akanji, angeschlagen von Länderspielreisen heimgekehrt, konnten spielen.
Die frühe Führung heizte die Mehrzahl der 63.812 Zuschauerinnen und Zuschauer zusätzlich an. Stefan Bell hatte eine Flanke Meuniers nicht geklärt bekommen, Reus schoss aus 15 Metern wuchtig in den oberen rechten Torwinkel.
Haaland hatte zu diesem Zeitpunkt noch nicht den Ball berührt, die zuvor beste Abwehr der Liga war in ihrem 5-4-1 mit dem einsamen Karim Onisiwo in der Spitze aber schon ausgehebelt.
Das Spiel drohte danach einzuschlafen. Dortmund ging bei Ballbesitz zeitweise jenseits der 80 Prozent kein hohes Risiko, Mainz gelang bis zur Halbzeitpause keinerlei nennenswerte Offensivaktion - geschweige denn ein Torschuss. Haaland hingegen hatte eine spektakuläre Doppelchance, der zurückgekehrte Mainzer Kapitän Moussa Niakhate klärte mit dem Kopf auf der Torlinie (45.+2).
Auch anschließend bemühte sich der BVB, dem Spiel quasi ein frühzeitiges Ende zu setzen. Nach Videobeweis ahndete Schiedsrichter Daniel Schlager (Rastatt) ein Handspiel von Silvan Widmer, Haaland schob zu seinem 48. Bundesligator im 49. Spiel ein. Später folgte noch der 49. Treffer.
Der Begegnung tat es insofern gut, dass die Mainzer zur Offensive gezwungen waren. Prompt folgte die erste Chance der Gäste: Onisiwo überlupfte BVB-Torhüter Gregor Kobel, allerdings auch das Tor (62.). Kurz danach köpfte BVB-Innenverteidiger Mats Hummels den Ball an den Pfosten (66.). Die Dortmunder blieben klar überlegen.