Durch eine völlig indiskutable Vorstellung kamen die Zebras im Sechs-Punkte-Duell beim 1. FC Nürnberg total vom Kurs ab. Mit dem 2:0-Pausenstand war die über weite Strecken nur mitlaufende Bommer-Truppe noch sehr gut bedient, am Ende blieb es bei dem Resultat.
FCN-Coach Thomas von Heesen: "Ein 4:0 oder 5:0 wäre zur Halbzeit okay gewesen, so hatte jeder im Kopf, hoffentlich gibt es kein déjà-vu wie gegen Bielefeld. Aber wir haben nichts Großartiges zugelassen, um den Dreier einzufahren." Duisburgs Trainer Rudi Bommer geknickt: "Wir sind sehr schlecht ins Spiel gekommen, Nürnberg hat einen hohen Druck auf uns ausgeübt, wir kamen nicht so in die Zweikämpfe. Der Club hat eine hohe Spielfreude gezeigt. Wir wollten das Bild korrigieren, hatten aber nach der Pause nur zwei Szenen aus der Distanz. Wir sind enttäuscht, das war zu wenig."
MSV-Schlussmann Tom Starke fand noch deutlichere Worte: "Weil der FCN sich nach dem Vorsprung zurückgezogen hat, heißt das noch lange nicht, dass wir besser gespielt haben. Ich bin ehrlich gesagt stinkesauer über das, was wir hier abgeliefert haben. Über 90 Minuten habe ich keinen Kampf gesehen, unser Auftritt war katastrophal."
Schon nach neun Minuten stellte der griechische Nationalspieler Angelos Charisteas die Weichen auf Sieg. Er schüttelte sowohl Björn Schlicke als auch Tobias Willi ab, zog vor dem hinzueilenden Fernando Avalos ins lange Eck ab - 1:0! Die Vorentscheidung besorgte Javier Pinola auf Ablage von Jan Koller , der damit die Wogen für seinen "Falsch-Jubler" vor der Dortmunder Südtribüne wieder glätten konnte (32.). "Viele Fans stehen hinter mir", freute sich der "Lange", "die Atmosphäre war im Duisburg-Spiel insgesamt sehr gut. Danke dafür." Das konnte Koller auch zur Entstehung dieses Treffers sagen. Die Kugel wanderte über mehrere Stationen von der linken bis zur rechten Duisburger Abwehrseite, ohne dass auch nur ernsthaft etwas dagegen unternommen wurde.
Zur Halbzeit reagierte MSV-Trainer Rudi Bommer, nahm die enttäuschenden Christian Tiffert sowie Claudiu Niculescu vom Feld, schickte dafür Olivier Veigneau und Klemen Lavric ins Rennen. Besserung trat allerdings nur in dem Punkt ein, dass die Meidericher etwas kompakter agierten und in den Zweikämpfen nicht mehr ganz so passiv waren. Nach vorne fehlte jegliche Durchschlagskraft, so dass an eine Wende überhaupt nicht zu denken war. Koller: "Wir waren sehr aggressiv, das frühe Führungstor hat uns natürlich geholfen. Der Charakter ist bei uns da, wir kämpfen bis zum Schluss."
Auch beim MSV gibt niemand auf, wenngleich die Zeichen auf Abschied stehen. Starke: "Wir sind noch im Rennen, noch ist nichts entschieden." Mittelfeld-Spieler Christian Tiffert stellte fest: "Jetzt wird es natürlich schwieriger, die Rettung zu packen. Wir sind gegen Bayern München zum Siegen verdammt." Eine Erklärung für die Nicht-Leistung vor über 40.000 Fans hatte "Tiffi" auch nicht parat: "Das erste Tor war unglücklich, das zweite Ding ist ein Sonntagsschuss gewesen. Ich dachte eigentlich, es geht hier um Kampf. Das haben wir nicht gemacht. Es sah so aus, als wäre Nürnberg der FC Barcelona." Fragt sich nur, in welcher Verhüllung am Samstag der FC Bayern in Duisburg auftritt.