Regen ohne Unterlass, der am Freitagabend vergangener Woche zum Abbruch des Bundesligaspiels zur Halbzeit beim Stand von 1:0 für den Club geführt hatte, ist auf keinem Wetterradar zu erkennen.
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Tut sich schwer, Optimismus zu verbreiten: Martin Bader. (Foto: firo)
Damit hat es sich dann allerdings auch schon mit den guten Nachrichten für die Franken. Tatsächlich kündigte Trainer Thomas von Heesen für die Tage nach dem 0:3 beim VfB Stuttgart ein Donnerwetter an, damit die Spieler endlich kapieren: Aufwachen! Wir befinden uns im Kampf gegen den Abstieg!
Offenbar ist die Botschaft bei der Mannschaft angekommen, denn am Freitag versprach von Heesen nach einer gemeinsamen Videoanalyse des Spiels in Stuttgart: "Wir werden alles versuchen, um das Ergebnis wieder herzustellen, das wir schon mal hatten - und am Ende zu gewinnen." Angst sei Fehl am Platze, der Wille müsse da sein, "über Kampf und Aggressivität ins Spiel zu kommen". Ganz überzeugt, dass alle den Hebel umgelegt haben, scheint der Coach aber noch nicht zu sein. "Mir wäre es am liebsten, dass die Spieler mit der gleichen Überzeugung spielen, wie ich als Trainer spreche", sagt von Heesen. Der Sportdirektor teilt diesen Willen. "Ich weigere mich, jetzt schon zu sagen, das war es", sagt Martin Bader, gibt aber auch zu: "Es ist schwer, Optimismus zu verbreiten."
Der Fall ist denkbar einfach: Der 1. FC Nürnberg benötigt einen Sieg. Der Tabellenletzte würde dann einen Platz nach vorne rutschen, wäre nur noch zwei Punkte von Arminia Bielefeld auf Rang 15 entfernt und hätte sein Schicksal wieder selbst in der Hand: Sechs Tage später kommt zunächst Bielefeld ins Frankenstadion. Dann noch Heimsiege gegen den MSV Duisburg und Schalke 04, und der schon siebte (Rekord-)Abstieg aus der Bundesliga wäre wohl abgewendet. "Aufgegeben wird nicht, die Chance ist noch da", betont Bader und versichert: "Wir werden Wege finden, um aus jedem Einzelnen das Letzte herauszukitzeln." Ob jedoch jeder Einzelne dazu auch gewillt ist? "Man muss sich fragen, ob der eine oder andere verstanden hat, worum es geht", gibt Bader zu. Und er räumt ein, dass sich der eine oder andere wohl gedanklich längst damit beschäftigt, "wieder einen tollen Verein zu finden". Von Heesen muss dies zunächst nicht. Die Option, noch einmal den Trainer zu wechseln, wird nicht gezogen, versichert Bader: "Es wäre verkehrt, jetzt alles über den Haufen zu werfen." Auch andere sehr beliebte Last-Minute-Aktionen stehen nicht zur Diskussion: kein Trainingslager, keine Nichtabstiegsprämie. Und auch der leidgeprüfte Anhang hat die Hoffnung längst nicht fahren lassen: Zu den letzten vier Heimspielen werden zusammen 170.000 Zuschauer erwartet.
Der "Club" muss auf Torhüter Jaromir Blazek, der im Abbruchspiel einen Elfmeter von Marcelinho parierte, wegen einer Bauchmuskelverletzung verzichten. Für ihn spielt Daniel Klewer. Auch Glauber, Peer Kluge und Dominik Reinhardt sind verletzt. Iwan Saenko (Leiste) und Zvjezdan Misimovic (muskuläre Probleme im Oberschenkel) sind fraglich. Dem VfL Wolfsburg fehlen die verletzten Hernan Quiroga und Jonathan Santana, außerdem Grafite wegen seiner Rotsperre sowie Ashkan Dejagah, der am vergangenen Dienstag gegen den VfL Bochum (0:1) seine fünfte Gelbe Karte sah.
Eine Schmach wie 1969, als er als Meister in die zweite Liga stürzte, wird dem 1. FC Nürnberg diesmal immerhin erspart bleiben: Wenn er absteigt, dann wenigstens nicht als amtierender Pokalsieger. Zur Vorbereitung auf das Spiel gegen Wolfsburg wird sich die Mannschaft geschlossen anschauen, ob Bayern München oder Borussia Dortmund am Samstagabend ihre Nachfolge antritt.