Der Rekordtitelträger gewann nach kämpferisch starker Leistung und in Unterzahl gegen den VfL Bochum 3:1 (1:1) und hat nun neun Punkte Vorsprung auf Platz zwei. Mimoun Azaouagh hatte die Gäste nach nur vier Minuten in Führung gebracht, und nach der Gelb-Roten Karte gegen Mark van Bommel (27.) sprach zunächst alles gegen die Münchner. Doch Lucio (31.) und Franck Ribery (74./Handelfmeter) drehten das Spiel, ehe Christian Lell nach toller Vorarbeit des eingewechselten Miroslav Klose in der 88. Minute alles klar machte.
Oliver Kahn (Torhüter FC Bayern München): Ich kenn ja die Endphasen in der Meisterschaft. Da entscheidet oft die Tagesform, Glück und Pech. Die Mannschaft hat gefightet bis zum geht nicht mehr und hat Moral bewiesen. Hut ab.
Marcel Koller (Trainer VfL Bochum): Wir haben in der zweiten Halbzeit bis 20, 25 Meter vor das Tor gespielt. Aber das entscheidende ist ja, in die Tiefe zu kommen.
Ottmar Hitzfeld (Trainer FC Bayern München): Das ist eine großartige Leistung. Das war ein sehr, sehr schweres Spiel. Aber wir hatten nach dem unberechtigten Platzverweis viel zu gewinnen. Weiner (der Schiedsrichter, die Redaktion) hat heute gepfiffen wie beim Frauenfußball. Aber das ist Männersport.
Vier Tage vor dem Viertelfinal-Rückspiel im UEFA-Cup beim FC Getafe schien die Mannschaft von Trainer Ottmar Hitzfeld zunächst gedanklich schon in Spanien. Nach ganz schwachem Beginn steigerte sich der Tabellenführer erst in Unterzahl gegen die zuvor in sechs Spielen ungeschlagenen Gäste spielerisch und kämpferisch. Der Sieg gegen den mit zunehmender Spieldauer immer mehr abbauenden VfL war somit verdient.
Vor 69.000 Zuschauern in der ausverkauften Münchner WM-Arena stellte der Gast zunächst die bessere, weil viel konzentriertere Mannschaft. Bochum war gut organisiert und die Bayern taten sich entsprechend schwer. Das 0:1 war der verdiente Lohn der sehr guten Anfangsphase der Gäste. Ein unnötiger Befreiungsschlag von Lucio landete über Umwege bei Azaouagh, der den Ball mit voller Wucht aus 24 Metern unhaltbar für Oliver Kahn in die obere Torecke knallte.
Ribery hatte nach 16 Minuten die beste Torchance zum Ausgleich, doch er zielte alleine vor Torwart Jan Lastuvka knapp am Bochumer Tor vorbei. Als kurz darauf Lucio per Kopf vergab und auch noch van Bommel nach einem zu risikoreichen Tackling gegen Oliver Schröder Gelb-Rot sah, schien Bochum endgültig die besseren Karten zu haben - doch der Platzverweis war ein Weckruf für die Münchner.
Vier Minuten später traf Lucio nach einem Freistoß von Bastian Schweinsteiger per Kopf zum 1:1, und die Bayern blieben am Drücker. Das Fehlen der Stammspieler Christoph Dabrowski und Thomas Zdebel im VfL-Mittelfeld machte sich erst jetzt bemerkbar, und Luca Toni sowie Ribery ließen noch vor der Pause gute Chancen ungenutzt.
VfL-Coach Marcel Koller musste Azaouagh nach der Pause in der Kabine lassen: Der bis dahin beste Mann auf dem Platz hatte sich bei einem Zweikampf mit Ribery verletzt. Mit dem eingewechselten Tommy Bechmann lief im Offensivspiel der Bochumer nur noch wenig zusammen, Kahn wurde in seinem 553. Bundesliga-Spiel, mit dem er Platz 3 der ewigen Bestenliste eroberte, kaum mehr geprüft.
Doch auch bei den Bayern war das Feuer aus der Endphase der ersten Hälfte erloschen. Ein weit über das Tor gesetzter Freistoß von Schweinsteiger blieb lange das einzige Lebenszeichen, vor allem die Angreifer Toni und Lukas Podolski spielten schwach. Letzterer wurde folgerichtig in der 66. Minute durch Klose ersetzt, doch es war Toni, der freistehend aus fünf Metern den Siegtreffer bereits auf dem Kopf hatte - und vergab (69.).
Es bedurfte schon eines Handspiels von Marc Pfertzel, um die Bayern auf die Siegerstraße zu bringen. Ribery verwandelte den fälligen Strafstoß ohne Mühe. Klose vergab nur eine Minute danach die mögliche Vorentscheidung gegen den gut reagierenden Lastuvka, ehe er dann genial das 3:1 durch Lell vorbereitete.