Ja, das kann man doch eine gelungene Resozialisierung nennen. Nur wenigen Ex-Knackis dürfte eine solche Würdigung ihres Gesamtschaffens jemals widerfahren sein wie dem Ulrich Hoeness. Zwar gilt er allgemein als bescheiden und bodenständig. Aber seine Verabschiedung aus dem Job soll dann doch schon einem Staatspräsidenten-Begräbnis ähnlich sein. Heute ist es dann so weit.
Aber weil er ja gar nicht gestorben ist und dies noch zur Genüge in Zukunft unter Beweis stellen dürfte, kann man den allgemeinen Lobes-Hymnen ein, zwei Gedanken anfügen, die auf die bajuwarische Lichtgestalt auch Schatten wirft.
Dass der den FC Bayern binnen 40 Jahren von einem normalen Fußballverein zu einem wahren Wirtschafts-Imperium mutieren ließ, ist unbestreitbar. Eher schon, ob das tatsächlich ausschließlich sein Werk ist. Vermutlich hatte er schon immer nützliche Talente, und das nicht nur auf dem Grün, an seiner Seite. Es wäre nett, wenn er darauf in seiner Rede, wie immer frei gehalten, hinweisen würde.
Ferner konnte er sich in seiner Schaffenszeit immer auf eine teilweise putzige, aber vor allem furchteinflößende Skrupellosigkeit verlassen. Wie eine Planierraupe schob er reineweg alles aus dem Weg, was sich den Interessen des FC Bayern in den Weg zu stellen wagte.
Dabei schmiedete er Koalitionen für die Ewigkeit: Mit der bayerischen Staatsregierung, mit katzbuckelnden DAX-Konzernen, die den Bayern bis heute Hunderte Millionen Euro hinterher schmeißen für groteske „Beteiligungen“ am Verein. Natürlich mit den willfährigen Schranzen bei DFB und DFL, die er immer mal wieder für seine Interessen einspannen konnte. Und natürlich den Medienschaffenden, die ihn mit Ehrfurcht bebauchpinselten wo kritisches Nachfragen eher angesagt gewesen wäre.
Mit der Macht und der Gewalt des Geldes hatte er bald den hiesigen Fußballmarkt im Griff
Hoeness Leistung: Er hat zu einer Zeit, als die Konkurrenz überwiegend noch geführt wurde wie Taubenzuchtsvereine und Vorstandssitzungen dort mit einem Lied endeten, eines knallhart begriffen: Entscheidend ist nicht „auffem Platz“, sondern „auffem Konto“.
Mit der Macht und der Gewalt des Geldes hatte er bald den hiesigen Fußballmarkt im Griff. Konkurrenten wurden klein gehalten durch das Abwerben der wichtigsten Spieler. Völlig egal, ob die beim FC Bayern Verwendung fanden. Hauptsache, andere Vereine wurden dadurch massiv geschädigt.
Seine Geisteshaltung verriet er noch jüngst, als er meinte, die Bundesliga wäre doch jetzt einige Wochen ganz spannend. Die Langeweile käme ja früh genug. Und das ist er letztlich: Der Architekt der Langeweile in der Bundesliga. Er selbst wird sicher nachvollziehen können, dass sich außerhalb des Bajuwarischen die Begeisterung dafür in engen Grenzen hält.