Düsseldorf

Militärgruß-Diskussion: Funkel nimmt Ayhan und Karaman aus der Schusslinie

Kaan Ayhan und Kenan Karaman wissen nicht, was sie am Samstag erwartet. Fortuna Düsseldorfs Trainer Friedhelm Funkel hofft, dass seine beiden türkischen Nationalspieler vor dem wichtigen Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 (15.30 Uhr/Sky) nach dem Wirbel um den Salut-Jubel bei der türkischen Nationalmannschaft von den eigenen Fans normal empfangen werden und sich voll auf das Match konzentrieren können.

„Ich habe mit Kaan gesprochen. Er ist absolut fokussiert auf das Spiel gegen Mainz“, sagte Funkel, der die Diskussionen über den Militärgruß der Türken am liebsten ausblenden würde. „Er freut sich in erster Linie, dass er ein wichtiges Tor gemacht hat, das die Tür für die Türkei in Richtung Europameisterschaft ganz weit aufgemacht hat. Wenn nicht alles schiefläuft, ist die Türkei im kommenden Jahr dabei. Das ist fantastisch. Alles andere zählt für mich sowieso nicht“, so der Fortuna-Coach.

So einfach ist das aber nicht, denn sein Abwehrchef Ayhan und auch Karaman hatten in der Länderspielwoche für reichlich Aufsehen gesorgt. Am Freitag vergangener Woche gewann die Türkei in der EM-Quali in letzter Minute in Albanien mit 1:0, beim Torjubel salutierten die Spieler anschließend mit der Hand an der Stirn, wiederholten diese Geste später in der Kabine - mittendrin Ayhan und Karaman. „Den Sieg widmen wir den tapferen Soldaten und Märtyrern“, schrieb der türkische Verband unter einem entsprechenden Bild aus der Umkleide.

In den Sozialen Netzwerken forderten daraufhin nicht wenige Fortuna-Anhänger den sofortigen Rauswurf der beiden Profis. Beide Akteure versicherten, dass es sich lediglich um eine Solidaritätsbekundung für Soldaten und ihre Angehörigen gehandelt habe, verbunden mit dem Wunsch, dass sie wieder gesund zu ihren Familien zurückkehren.

Fortuna sprang ihren beiden Angestellten umgehend zur Seite. „Wir kennen Kaan Ayhan und Kenan Karaman seit langer Zeit. Wir sind davon überzeugt, dass ihnen nichts ferner lag, als ein politisches Statement abzugeben. Beide Spieler stehen für die Werte, die unser Verein lebt“, ließ Sportvorstand Lutz Pfannenstiel verlauten. Dass seine Spieler den weltweit kritisierten Militäreinsatz der Türken gegen die Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien gutheißen würden, schloss er kategorisch aus.

Das sah der Internetblog Halbangst völlig anders. Dort war „von Verrat an den Werten die Rede, für die der Verein zu stehen vorgibt — weltanschaulich, politisch, rassisch und religiös neutral.“ Der Verein ginge zudem mit seiner Reaktion den „Weg des geringsten Widerstands“.

Ayhan und Karaman nahmen sich die Kritik offenbar zu Herzen. Denn nachdem Ayhan am vergangenen Dienstag seiner Mannschaft in der Schlussphase mit seinem Treffer zum 1:1-Endstand bei Weltmeister Frankreich einen Punkt gerettet hatte und die meisten seiner Mitspieler anschließend vor den feiernden Fans erneut den rechten Arm zum militärischen Gruß hoben, senkte der Fortuna-Profi den Kopf und wendete sich dann ebenso wie Karaman zügig von den Kollegen ab.

Die Verweigerung der Jubelgeste führte sogar zu einem Disput mit seinem mehrmals salutierenden Mitspieler Merih Demiral. In diversen Fortuna-Foren erntete Ayhan für seine Reaktion reichlich Respekt, viele türkischen Landsleute griffen ihn ihrerseits an. Auf die Reaktion der Fans am Samstag darf man gespannt sein. sid